Schulstreiks: Erst der Anfang des Anfangs
Freitäglicher Schulboykott geht in Deutschland und zahlreichen Ländern weiter
Auch an diesem Freitag gingen wieder in zahlreichen Ländern (mindestens 69 Staaten und Territorien) die Schüler auf die Straße, um für schnellen und effektiven Klimaschutz zu demonstrieren. In Deutschland werden Aktionen aus 44 Städten gemeldet.
Die vermutlich größte Demo fand in Berlin statt, an der sich nach Veranstalterangaben über 20.000, nach eigenem Augenschein auf jeden Fall deutlich über 10.000 Menschen beteiligten. Darunter waren auch viele Erwachsene, aber die Schüler dominierten nach wie vor und haben auch weiter die Organisation in der Hand.
Zahlreiche Schilder und Reden zeigten eine sehr kritische Haltung gegenüber der Wirtschaft. "Wir brauchen nicht eine wirtschaftstaugliche Demokratie, sondern eine demokratietaugliche Wirtschaft", forderte ein Redner, offensichtlich auf das von Bundeskanzlerin Angela Merkel formulierte Leitbild einer "marktkonformen Demokratie" anspielend.
Fridays For Future in Berlin (17 Bilder)
In Berlin sprach auch die junge Schwedin Greta Thunberg, die den Regierungen versprach, die Proteste seien erst der Anfang des Anfangs. Die Berliner Zeitung berichtet, das Thunberg am Samstag im Rahmen der Goldenen Kamera ein Sonderpreis verliehen werden soll und sie am Sonntagabend bei Anne Will eingeladen sei.
Dort steht sie mit Grünen-Chef Robert Habeck, Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Kubicki (FDP, MdB, stellvertretender Parteichef), Therese Kah (aktive Schulstreikerin aus Witten) sowie Harald Lesch (Astrophysiker und Philosoph) auf der Talkshow-Gästeliste.
Dass rechte und rechtsradikale Milieus in Sachen Klimaschutz und Schülerproteste regelrecht verhetzt sind, kann man ja in diversen Internetforen nach- oder auch an den üblen Beschimpfungen bis hin zu Morddrohungen ablesen, mit denen bekannte Aktivistinnen und Aktivisten in den sozialen Netzen überhäuft werden. Dass in einem solchen Klima dann auch irgendwann zu Handgreiflichkeiten übergegangen wird, liegt nahe. Das kennt man in Westdeutschland aus den 1960er und 70er Jahren.
Das Springerblatt Die Welt berichtet nun aus Jena, dass dort ein 36jähriger Mann einem Redner einer kleinen Schülerkundgebung ins Gesicht geschlagen und das Mikrofon entrissen hat. Auch mehrere andere Schüler, die dazwischen haben gehen wollen, seien von ihm angegriffen worden.
Derweil ist die Unterstützung aus der Wissenschaft für die Schüler überwältigend. Das Berliner Naturkunde Museum – in dessen Nachbarschaft FridaysForFuture sich allwöchentlich zum Auftakt trifft – hatte die Schüler für den Nachmittag im Anschluss an die Demo zum wiederholten Male zum Treffen mit Wissenschaftlern eingeladen.
Und aus der Antarktis kamen solidarische Foto-Grüße von der Besatzung des deutschen Forschungsschiffs "Polarstern", das dort gerade die Nordspitze der Antarktischen Halbinsel erkundet. Es sei geradezu absurd, meinte eine andere Rednerin in Berlin, dass die Schüler die Wissenschaftler gegenüber der Regierung verteidigen müssen.