Schulstreiks: Immer wieder Freitags

Archivbild: Klimastreik München, 10. Januar 2020. Bild: Rufus46/ CC BY-SA 3.0

Der von den Schülern kritisierte Siemens-Konzern hat sich einen besonders zwielichtigen Partner ausgesucht

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Über ein Jahr streiken jetzt bereits in zahlreichen Ländern jeden Freitag Schüler für mehr Klimaschutz. Hierzulande gingen am heutigen Freitag in 20 Städten Jugendliche und Erwachsene auf die Straße, unter anderem in Marburg, München, Berlin und Ravensburg. Zusätzlich beteiligten sich vielerorts die Fridays-For-Future-Gruppen an den Protesten gegen das informelle Bündnis der bürgerlichen Parteien mit der faschistischen Höcke-Partei im thüringischen Landtag.

Und dann waren da natürlich noch die Proteste anlässlich der Siemens-Hauptversammlung am vergangenen Mittwoch in München. Der Konzern wird von den Schülern wegen eines Vertrages mit dem indischen Adani-Konzern kritisiert. Der will in Australien den weltweit größten Kohle-Tagebau erschließen und Siemens soll für die zu bauende Kohlebahn die Signaltechnik liefern. Ein 20-Millionen-Euro-Geschäft, aber für den Vorstand offenbar so wichtig, dass er einen enormen Imageschaden hinnimmt.

Adani ist übrigens eng mit Indiens Premierminister Narendra Modi und seiner Indischen Volkspartei (Bharatiya Janata Party, BJP) verbunden. Modi war zuvor Regierungschef im Bundesstaat Gujarat, wo auch Adanis Aufstieg begann. Der Konzern hat dort seit 2009 in enger Zusammenarbeit mit den Behörden und zum Teil als Gemeinschaftsunternehmen mit dem Staat eine ganze Reihe großer Kohlekraftwerke gebaut und wuchs in atemberaubendem Tempo zu einem der führenden Kapitalgruppen des Landes heran.

Nicht gestört hat ihn dabei offenbar das mörderisch-repressive Klima in Modis Muster-Bundesstaat. 2002 wurden in Gujarat in der frühen Regierungszeit Modis nach Angaben der britischen Zeitung Guardian über 2000 Moslems im Rahmen eines von Hindu-Nationalisten aus dem Umfeld der BJP und mit Duldung der Behörden organisiertem Pogrom ermordet. Zahlreiche Frauen wurden vergewaltigt und verstümmelt. Über 100.000 Menschen wurden vertrieben und obdachlos.

Die Täter und Verantwortlichen wurden niemals verurteilt und Modi wurde in der Folge zum Star der indischen Geschäftswelt, indem er ihnen, darunter Tata oder eben auch Adani, in Gujarat den roten Teppich ausrollte.

Derweil wird Siemens' Kooperation mit Adani nicht nur in Deutschland kritisiert, sondern auch in Australien, wo insbesondere die Schüler wenig Verständnis für einen weiteren Kohletagebau haben. Dort gingen am Freitag unter anderem in Sydney Klimaschützer auf die Straße.

Die örtliche Fridays-For-Future-Gruppe twittert, dass das Land neben den weiter anhaltenden Waldbränden nun auch noch mit Überschwemmungen und -Warnungen in verschiedenen Ladesteilen zu kämpfen habe. "So sieht der Klimanotstand aus", schreiben die jungen Leute.

Schulstreiks für wirksamen Klimaschutz gab es am Freitag ansonsten unter anderem auch in Irlands Hauptstadt Dublin, im finnischen Helsinki und in Sierra Leone.