Selbst ist der Fahrer

Während Cruise autonome Automobile in San Francisco herumbrettern lässt, reorganisiert Apple die Abteilung dafür. Dabei ist sicher wieder der Mottenrüssel vergessen worden. Typisch

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Wenn ich "Straßen von San Francisco" höre, dann denke ich immer noch an an diese Vorabendschmonzette mit Karl Malden und Michael Douglas, in der man sogar die eine oder andere Verfolgungsjagd sehen konnte. Und der Kenner sagt "Aha", denn manche Straßen in San Francisco sind alles andere als US-amerikanischer Standard. Sie führen steil den Berg zur Bucht hinunter und haben die eine oder andere Bodenwelle zu bieten, über die es sich herrlich schanzen lässt. Jedesfalls im Fernsehen. Realerweise wird man sich bisher davor hüten. Nur Fliegen ist schöner. Zumal eine Nachricht von Cruise die Gesamtsituation des dortigen Verkehrs vielleicht ein wenig verschwärfen könnte.

Das Unternehmen arbeitet am autonomen Fahren. Und als Feldversuch hat man sich ausgerechnet diese Stadt ausgesucht. Dort fahren also jetzt Cruise Fahrzeuge ohne menschlichen Fahrer durch die Gegend. Ein Bild, das man so schnell nicht vergisst, wenn man ein Auto ohne links oder rechts vorne sitzenden Menschen überholt und nur davon ausgehen kann, dass der Computer das Steuer übernommen hat. Sonst säße da vielleicht ein Hobbit am Lenkrad. In einem optisch ungünstigen Winkel.

Das wäre ja alles nicht so schlimm, wenn eine Nachricht aus Cupertino nicht leicht verstörend wirken würde. Bei Apple hat man ein wenig umorganisiert und die Leitung für die Abteilung Autonomes Fahren dem KI-Chef übertragen. Moment. Heißt das, dass man beim Edelunternehmen bisher davon ausging, im Straßenverkehr ohne Intelligenz durchzukommen?

Gut, wenn ich mir den Fahrstil des ein oder anderen Verkehrsteilnehmers anschaue, dann würde ich eben diese Abwesenheit von Intelligenz durchaus vermuten. Aber man muss doch beim autonomen Fahren nicht schon wieder alte Fehler wiederholen. Wenn mir in San Francisco schon wieder Autos ohne Hobbit am Steuer entgegenkommen, dann hoffe ich vor allem auf den abschüssigen Strecken, dass da ein wenig Künstliche Intelligenz mit am Steuer sitzt. Außerdem vermute ich schon wieder einen Fehler im System. Denn vermutlich hat sich die intelligente Verschmelzung von Motte und Technik noch nicht ganz herumgesprochen.

Der Smellicopter kommt von der University of Washington und bekommt einen tatsächlich herangewachsenen Rüssel einer Motte montiert, um mögliche Ziele anzuschnüffeln. Da könnten sich die Entwickler von autonom gesteuerten Automobilen mal eine Scheibe von abschneiden. Gut, Apple glänzt bisher nicht damit, echtes Katzenfell auf die kabellose Maus zu montieren oder mit ähnlichen Leihgaben aus der Tierwelt die eigenen Produkte aufzumotzen. Aber bei "Straßen" und "San Francisco" und "Karl Malden" liegt es doch auf der Hand (oder besser: mitten im Gesicht), was zu tun ist. Der Mann war dermaßen für seinen Riechzinken bekannt, dass es nicht schaden könnte, ebenfalls große Männernasen auf die Kühlerhaube zu montieren und damit das Straßenprofil genauer abzutasten. In der Serie hat das funktioniert. Ich kann mich bei den Blaulichtfahrten nicht an einen einzigen Unfall erinnern. Und das bei diesem Bergab.

Also, Apple & Cruise, seid intelligent und montiert da Nasen dran. Macht die fahrerlosen Autos vielleicht auch sozial akzeptierter.