Sommer 2020: Zu wenig Regen

Wolken über München. Foto: Marco Postinghel

Der Niederschlag reicht nicht ansatzweise aus, um das sich seit 2018 aufsummierende Defizit auszugleichen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Deutsche Wetterdienst DWD hat seine Bilanz für den ausgehenden Sommer und für August vorgelegt. Für Meteorologen endet das Sommerquartal mit dem 31. August.

Die Frage, die wahrscheinlich nicht nur Land- und Forstwirte zur Zeit am meisten in diesem Zusammenhang bewegt, ist sicherlich die nach den Niederschlägen. Reicht der Regen der letzten Wochen schon, um die Dürre endlich zu beenden?

Ein Blick auf den Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig zeigt, dass das nicht so schnell geht. Nur beim Wasser, das in den oberen 25 Zentimetern für Pflanzen verfügbar ist, hat sich die Situation entspannt, und das auch nur im Süden (einschließlich eines größeren Teils von Sachsen) und im äußersten Norden der Republik. Dazwischen gibt es aber noch immer einen breiten Streifen vom Rheinland über Sachsen-Anhalt bis in den Norden Brandenburgs, in dem die Situation kritisch ist.

Zudem ist die Situation in den tieferen Schichten bis 1,8 Meter unter der Oberfläche überall bis auf den Süden Bayerns weiter schlecht, oft sehr schlecht. Nahezu in ganz Ostdeutschland und im Rheinland herrscht mit "außergewöhnlicher Dürre" die höchste von fünf Dürre-Stufen. Betroffen sind unter anderem auch die Braunkohleregionen westlich von Köln, um Leipzig und in der Lausitz.

Daran hat auch der zurückliegende August nichts geändert, der nach den Berechnungen des DWD überdurchschnittlich feucht war. Im landesweiten Durchschnitt fielen 90 Liter pro Quadratmeter (90 Millimeter), was 115 Prozent des langjährigen Durchschnitts entspricht. Als Referenz gilt das Mittel der Jahre 1961 bis 1990, wie international üblich.

Ungleichmäßig verteilt

Allerdings war der Niederschlag sehr ungleichmäßig verteilt. Im Südosten gab es zu Monatsbeginn Hochwasser, während der Norden und der Osten bis zum letzten Drittel des Monats trocken blieben und es im Saarland und am Niederrhein mancherorts im August nicht mehr als 15 Liter pro Quadratmeter Regen gab. Andernorts fiel der Niederschlag oft als Extrem-Regen in Verbindung mit Wärmegewittern und führte örtlich zu Überflutungen, während es abseits der Gewitter knochentrocken blieb.

Im Ländervergleich waren der Nordwesten (Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein) leicht unterdurchschnittlich, Mecklenburg-Vorpommern hingegen deutlich überdurchschnittlich ebenso wie Sachsen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg. Erheblich unter dem jeweils regionalen langjährigen Mittelwerten lagen die Niederschläge in Berlin, im Saarland und in Nordrhein-Westfalen. In den übrigen Ländern waren sie leicht unterdurchschnittlich.

Die Sommerbilanz sieht etwas anders aus. Von Juni bis August, so die Meteorologen vom DWD, hatte es im bundesweiten Durchschnitt leicht unterdurchschnittlich geregnet. Nur in Bayern regnete es erheblich mehr als sonst im Sommer üblich. Leicht über dem Durchschnitt lagen noch Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern, einige der anderen Länder wie das Saarland, Sachsen-Anhalt und Berlin hingegen weit unter den regionalen Referenzwerten.

Fazit: In vielen Landesteilen hat es auch in den letzten drei Monaten insgesamt weiter unterdurchschnittlich geregnet, nachdem schon der Frühling im Osten und Norden sehr trocken ausgefallen war. Die Defizite der vergangenen beiden Jahre sind noch nicht ausgeglichen, und wer mit der Bahn durchs Land fährt, kann auch als Laie schnell erkennen, dass viele Wälder inzwischen großflächig geschädigt sind.

Zu warm

Das liegt auch daran, dass die oft unterdurchschnittlichen Niederschläge mit überdurchschnittlichen Temperaturen einher gehen, die für mehr Verdunstung sorgen. Mit 18,2 Grad Celsius lag der Sommer 2020 im Landesdurchschnitt um 1,9 Grad über dem Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der wärmeren Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die positive Abweichung 1,1 Grad. Am wärmsten war es mit 20 Grad Celsius in Berlin.

Besonders der August hatte es in sich. Mit 19,9 Grad Celsius landesweit war er beachtliche 3,4 Grad Celsius zu warm. Wärmer war nur der August 2003 mit 20,6 Grad Celsius. (Die zum Vergleich herangezogene Messreihe reicht 1881 zurück.) Im August 2015 und 2018 war es genauso warm wie 2020.

Verantwortlich für den besonders warmen August war eine ausgedehnte Hitzewelle vom 5. bis zum 22. August, der vielen Orten tropische Nächte und Tage mit über 35 Grad Celsius Höchsttemperatur bescherte.

Derartige Extrem-Perioden werden mit der Klimaerwärmung häufiger, da sich die Systeme der Höhenwinde in der Atmosphäre der Nordhemisphäre verändern. In der Folge verharren Hoch- und Tiefdruckgebiete öfter und länger auf einer Stelle mit dem Ergebnis, dass es in der einen Region übermäßig regnet während es andernorts trocken und heiß bleibt.