Sonne und Wind: Günstiger als Kohle
China baut mehr neue Solaranlagen als gedacht auf, finanziert aber anderswo Kohlekraftwerke
China hat im vergangenen Jahr Solaranlagen mit einer Leistung von 44,1 Gigawatt (GW) installiert, berichtet das PV-Magazin unter Berufung auf offizielle Statistiken. Das waren knapp neun GW weniger als im letzten Jahr, aber immer noch mit Abstand der weltgrößte Zubau in 2018.
Zum Vergleich: Mit der 44 GW Solarleistung ließe sich in Deutschland etwa so viel Strom produzieren, wie mit sechs großen AKW. In China vermutlich wegen der besseren Strahlungsbedingungen noch mehr. Derweil sind die hohen Ausbauzahlen für China in 2018 nicht ganz selbstverständlich.
Die chinesischen Behörden hatten nämlich zu Beginn des Sommers überraschend die Vergütungssätze für neue Solaranlagen gekürzt, was zeitweise zu einem deutlichen Rückgang des Ausbaus führte. Hintergrund waren die Schwierigkeiten, den erzeugten Strom zu verteilen.
Trotz des Rückgangs ist der Ausbau aber stärker ausgefallen, als zunächst erwartet. Ende 2018 waren damit in China 174,63 GW an solarer Leistung installiert. Einige Monate nach dem überraschenden Schritt wurde in einem neuen Planentwurf das Ziel für den Ausbau der Erneuerbaren deutlich herauf gesetzt.
Hieß es bisher, nicht-fossile Brennstoffe sollten bis 2030 20 Prozent der Stromproduktion abdecken – eine Wortwahl, die auch die AKW miteinbezog – so ist jetzt die Rede davon, dass Sonne, Wind & Co. bis 2030 35 Prozent liefern sollen. Dafür sollen allein bis 2020 360 Milliarden US-Dollar investiert werden.
Gleichzeitig unterstützen chinesische Banken allerdings im großen Umfang den Bau von Kohlekraftwerken in Entwicklungs und Schwellenländern, eine Politik, für die das Land in den letzten Monaten zunehmend in die internationale Kritik gerät. Auslandskredite im Umfang von über 40 Milliarden US-Dollar wurden seit dem Beginn des Jahrhunderts für entsprechende Projekte von Finanzinstituten der Volksrepublik gewährt.
Doch mit der zunehmenden Verbilligung der Erneuerbaren werden neue Kohlekraftwerke auch ökonomisch immer fragwürdiger. In Pakistan bekommt die Regierung bereits kalte Füße und will die Planungen zumindest für einen Teil der Kraftwerke einstellen.
Dort, so schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg, kann Strom inzwischen günstiger mit neuen Solar- und Windkraftanlagen generiert werden. Langfristig würde Windstrom in dem südasiatischen Land nur die Hälfte von Kohlestrom kosten.
Leider würden aber Klimawandel und wirtschaftliche Vernunft allein nicht ausreichen, um den "Moloch auslandsfinanzierter Kohle" aufzuhalten. Ein Mangel an politischer Unterstützung und regelrechte Behinderung durch die staatliche Netzgesellschaft würde dem Ausbau der Erneuerbaren sehr schaden. Hört sich angesichts der hierzulande in den letzten Jahren betriebenen Politik irgendwie bekannt an.