Strahlung steigt weiter in Fukushima
An einem Rohr zwischen den havarierten Reaktoren 1 und 2 wurden mehr als zehn Sievert pro Stunde gemessen
Fünf Monate sind inzwischen seit dem verheerenden Erdbeben vergangen, das zum Super-Gau in drei japanischen Atomkraftwerken am 11. März geführt hat. Auch wenn die Scheinwerfer der Medien längst an anderen Orten aufgestellt wurden, hat die Betreiberfirma die Lage weiterhin nicht im Griff, auch wenn Tepco versucht Normalität zu signalisieren. Denn weiterhin suppt die hochradioaktive Brühe aus den zerstörten Meilern und war, wie Tepco jetzt mitgeteilt hat, die Strahlung dort noch nie so hoch wie jetzt.
Mehr als zehn Sievert pro Stunde, also mehr als 10.000 Millisievert, wurden am Boden eines Abzugrohrs zwischen den Meilern 1 und 2 gemessen, erklärte ein Tepco-Sprecher am Montag. Diese Strahlung reicht aus, wird man ihr auch nur wenige Stunden ausgesetzt, um schwer an der Strahlenkrankheit zu erkranken. Auch wenn Menschen zum Teil schon bei 100 Millisievert körperliche Reaktionen wie Übelkeit und Erbrechen zeigen, hatte die japanische Regierung die jährliche Höchstgrenze für die Arbeiter in Atomkraftwerke von 100 auf 250 Millisievert angehoben. Allgemein wird davon gesprochen, dass bei einem Sievert das Krebsrisiko deutlich steigt. Diese Strahlung führt zu einer akuten Strahlenkrankheit und eine Dosis von 1,5 Sievert führt zu einer chronischen Strahlenkrankheit.
Den Grund für die extrem hohe Strahlung konnte Tepco wie üblich nicht nennen, klar ist nur, dass der bisherige Höchstwert von 4 Sievert pro Stunde noch einmal sehr deutlich übertroffen wurde. Die Stellen auf dem Gelände, auf denen wegen extremer Strahlung nicht gearbeitet werden kann, werden immer mehr.
Derweil wird klar, dass immer mehr Nahrungsmittel radioaktiv verseucht sind. Entdeckt wurden bereits deutlich erhöhte Werte im Rindfleisch, Gemüse, Meeresfrüchten, Milch und Teeblättern. Nun hat die Regierung in Tokio auch für die Präfektur Iwate angeordnet, den Transport von Schlachtrindern zu stoppen. Das Handelsverbot für Rindfleisch gilt schon für die Präfekturen Miyagi und Fukushima. Gut ein Dutzend japanischer Präfekturen wollen ihre Reisfelder auf die Verseuchung untersuchen lassen, hat das Agrarministerium nun angekündigt.
Auch die Proteste gegen die Atompolitik in Japan reißen nicht ab. In der Stadt Fukushima, 50 Kilometer von den Unglücksmeilern entfernt, haben am Sonntag erneut knapp 2000 Menschen demonstriert. Sie forderten die Abschaltung aller Atomkraftwerke.