Streit um US-Geldpolitik
USA drücken den Dollar-Kurs, sehr zum Missfallen der wichtigsten Handelspartner. China befürchtet Spekulation auf seine Währung
Langweilig wird es bestimmt nicht werden, wenn am Donnerstag und Freitag in Südkoreas Hauptstadt Seoul die Staats- und Regierungschefs der Gruppe der 20 ( G20) zu ihrem Gipfel zusammen kommen. Dafür sorgt unter anderem die US-Regierung, die eine knappe Woche vor dem Treffen einmal mehr die Notenpresse angeworfen und 600 Milliarden US-Dollar zusätzlich auf den Markt warf. Angesichts der Tatsache, dass die G-20-Treffen ja eigentlich vor allem der Koordination der Finanz- und Wirtschaftspolitik dienen sollen, gibt neben allem anderen auch eine Botschaft an die anderen Staaten, dass man in Washington nicht allzu viel Wert auf Absprachen legt.
Kritik an dem Schritt Washingtons kam unter anderem von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Die Probleme der USA seien keine Folge mangelnder Liquidität. Interessanter Weise griff die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua Schäubles Kritik besonders prominent auf. Verwunderlich ist das allerdings nicht, denn der Minister kritisierte vor allem die Aufblähung der öffentlichen Verschuldung in den USA, die auch der chinesischen Seite Sorge bereitet. Die besonders exportabhängige deutsche Wirtschaft könnte durch die Poltik der US-Notenbank schon bald Probleme bekommen, sollte die Aufwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar anhalten. Am Samstag war der Kurs wieder etwas rückläufig, nachdem sich der Euro in den Tagen davor um über drei US-Cent verteuert hatte.
Auch der Gouverneur der chinesischen Zentralbank, Zhou Xiaochuan, hatte am Freitag die US-Politik kritisiert. Der Schritt der US-Notenbank, Anleihen der eigenen Regierung in Höhe von 600 Milliarden Euro zu kaufen, werde der globalen Ökonomie vermutlich nicht nutzen, formulierte er diplomatisch gewunden. Die zusätzliche Liquidität könne den Schwellenländern schaden. Da der Dollar als internationale Währung im Rohstoffhandel und für Finanztransaktionen eine große Rolle spiele, seien Auswirkungen auf die Weltwirtschaft unvermeidlich, wenn der Dollar durch die Aufblähung der Geldmenge an Wert verliert. Die Frage sei, so Zhou, ob es nicht ein Problem für das internationale Währungssystem gibt, wenn ein Konflikt zwischen der nationalen und der internationalen Rolle des US-Dollars auftritt.
China befürchtet offensichtlich unter anderem auch, dass die zusätzliche Liquidität in den USA zur Spekulation auf die Aufwertung seiner Währung genutzt werden könnte. Niedrige Zinsen und leicht zugängliche Kredite in den USA machen es attraktiv, dort Geld aufzunehmen und in der Volksrepublik wieder anzulegen. Zhou wies darauf hin, dass die chinesischen Behörden die Kontrollen verschärfen werden, um unerwünschte Kapitalzuflüsse im Schach zu halten. Ganz zu verhindern sind sie jedoch nicht, wie die Erfahrungen der letzten eineinhalb Jahrzehnte zeigen.
Zhou sprach sich zudem für eine Stärkung der Inlandsnachfrage und Lohnerhöhungen als Mittel aus, die zusammen mit einer Anpassung der Wechselkurse die Handelsbilanzungleichgewichte ausgleichen könnten.