Taifun "Haiyan": Eine Spur der Verwüstung
Tropensturm schwächt sich inzwischen über Südchina ab. Mindestens 10.000 Opfer. Zusammenhang mit dem Klimawandel?
Der Taifun Haiyan ist inzwischen im Norden Vietnams auf das Festland getroffen und hinterlässt auch im benachbarten China seine Spuren. Die Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, dass der Sturm sich erwartunsgemäß ins Landesinnere bewegt und dabei weiter abschwächt. Allerdings bringt er noch immer genug Niederschlag mit sich, um erhebliche Überschwemmungen auszulösen.
Auf den Philippinen wird inzwischen von mindestens 10.000 Todesopfern ausgegangen. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hat Haiyan auf seinen Weg durch das Herz des philippinischen Archipels 70 bis 80 Prozent der Gebäude zerstört. Die mittlere Windgeschwindigkeit habe zeitweise 313 Kilometer pro Stunde betragen. Hongkonger Meteorologen berichten hingegen "nur" von 260 Kilometer pro Stunde mittlerer Windgeschwindigkeit, was aber immer noch extrem viel wäre. Von Donnerstag bis Samstag wurde Haiyan als Super-Taifun klassifiziert und gilt als stärkster tropischer Wirbelsturm, der je auf Land traf.
Der Philippine Inquirer zeigt Bilder von an Land gespülten Schiffen, die an den japanischen Tsunami vom März 2011 erinnern. Offensichtlich bereitet die Versorgung der Überlebenden erhebliche Probleme. Aus Hunger und Verzweiflung gebe es viele Plünderungen und auch Überfälle auf Lebensmitteltransporte. Die Regierung habe bereits Soldaten in das Katastrophengebiet geschickt und erwäge die Ausrufung des Kriegsrechts für die betroffenen Regionen. Angesichts des langandauernden Bürgerkriegs auf den Inseln könnte dies die Situation allerdings zusätzlich verschärfen.
Derweil ist offen, inwiefern der Sturm mit dem Klimawandel in Zusammenhang zu bringen ist. Die meisten Experten gehen davon aus, dass es in den eher unzulänglichen Datensätzen über Hurrikane und Taifune, was unterschiedliche Namen für das gleiche Phänomen sind, keinen eindeutig positiven Trend in der Zahl der Stürme gibt. Allerdings ist eine Zunahme der besonders schweren Stürme zu verzeichnen.
Für die Bildung eines tropischen Wirbelsturms sind zwei Dinge wichtig. Zum einen muss die Oberflächentemperatur des Wassers in der Entstehungsregion – die Stürme bilden sich stets über dem Meer – mindestens 28 Grad Celsius betragen. Zum anderen darf die Windscherung, das heißt, die Änderung von Windrichtung und -stärke mit der Höhe, nicht zu stark sein. Andernfalls kann sich die charakteristische stabile Zone starken Aufwinds im Zentrum eines Wirbelsturms nicht ausbilden. Über den warmen Zonen des Südatlantiks gibt es meist eine zu starke Windscherung, weshalb vor der brasilianischen Küste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erst ein einziger Hurrikan aufgetreten ist.
Wie sich die Windscherung in einzelnen Regionen in einem wärmeren Klima entwickeln wird, lässt sich bisher kaum vorausberechnen. Daher sind Aussagen über die künftige Häufigkeit nur schwer möglich. Klar ist allerdings, dass in einem wärmeren Klima in den entsprechenden Gewässern die notwendige Temperatur öfter überschritten wird und sich diese Regionen auch ausdehnen. So gehen einige Klimawissenschaftler davon aus, dass künftig auch das Mittelmeer tropische Wirbelstürme erleben könnte.
Außerdem bedeutet ein wärmeres Klima auch, dass mehr Feuchtigkeit in der Luft sein wird, wobei das Verhältnis zwischen Lufttemperatur und Aufnahmefähigkeit für Wasserdampf exponentiell ist. Schon jetzt ist der atmosphärische Wasserdampfgehalt gegenüber den 1970ern um vier Prozent gestiegen. Mehr Wasserdampf bedeutet aber stärkere Stürme und mehr Niederschlag. Eine Zunahme der Intensität der Ereignisse ist also ziemlich sicher, wenn auch noch nichts über die Häufigkeit gesagt werden kann.
Aus den Gewässern um Japan wurden für diesen Sommer übrigens deutlich höhere Wassertemperaturen berichtet. Der japanische Wetterdienst sieht einen klaren Zusammenhang mit den diesjährigen Taifunen und geht davon aus, dass mehr zu erwarten ist: "Wir erwarten auch künftig nie zuvor gesehen Klimaphänomene", meint Takehiko Yamamura vom japanischen Katastrophenschutz-Institut. Der Wetterdienst weist darauf hin, dass die schweren Unwetter, die diesen Sommer das Land heimsuchten, Fernwirkungen einer starken Monsun-Saison in Asiens südlicheren Gefilden waren.
Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung hat in seinem Blog aus aktuellem Anlass den Zusammenhang zwischen Tropenstürmen und Klimaveränderungen ausführlich diskutiert.