Taifun "Haiyan": War es der Klimawandel?
Philippinischer Klima-Diplomat in Warschau im Hungerstreik. Zuhause wird seine Regierung wegen des Einsatzes von Soldaten gegen Überlebende kritisiert. Studie zeigt Zunahme der schweren Stürme
Zur Eröffnung der diesjährigen UN-Klimakonferenz in Warschau hat die Leiterin der Verhandlungen, die costaricanische Diplomatin Christiana Figueres an die Opfer des Taifuns Haiyan erinnert und die Vertreter der Staaten zu mehr Anstrengungen im Klimaschutz aufgerufen. Es gebe keinen Zweifel, dass der Klimawandel unfair gegenüber künftigen Generationen sei. Während vorhergehende Generationen unwissentlich einen Vorteil gehabt hätten, werde die kommende Generationen einem monumentalen Kampf zu bestehen haben. Figueres leitet das Sekretariat der UN-Klimaschutzrahmenkonvention.
Auch von der philippinischen Delegation wurde ein emotionaler Appell an die internationale Gemeinschaft gerichtet, berichtet die britische Zeitung Independent. Der philippinische Klima-Diplomat Naderev "Yeb" Sano berichtet von seiner Familie, die in der Provinzhauptstadt Tacloban lebt und von der er noch immer keine Nachricht habe. Über die Stadt war das Zentrum des Sturms mit Windgeschwindigkeiten von um die 200 Kilometern in der Stunde gezogen. Der größere Teil der Gebäude wurde von dem Orkan zerstört ( Übersicht des Hongkonger Wetterdienstes über die aufgetretenen Windgeschwindigkeiten). Sano kündigte einen Hungerstreik an. Er werde in Warschau so lange keine Nahrung zu sich nehmen, solange es keinen ernsthaften Fortschritt in den Verhandlungen gebe.
An die 10.000 Menschen sind durch den Sturm umgekommen, rund 600.000 wurden obdachlos, schreibt die Nachrichtenagentur IPS. Viele Ortschaften seien tagelang nicht für Hilfslieferungen erreichbar gewesen. Bis zu 2,5 Millionen Menschen seien von Hilfslieferungen abhängig. Der Gewerkschaftsdachverband KMU (Kilusang Mayo Uno, Bewegung 1. Mai) kritisiert den Einsatz von Militär gegen Plünderer und fordert die Regierung auf, lieber die Hilfsmaßnahmen zu beschleunigen. Plünderungen würden mit ziemlicher Sicherheit aufhören, sobald die Menschen ausreichend Lebensmittel bekommen. Es sei empörend, dass Gewalt gegen Überlebende eingesetzt wird. Unterdessen rufen diverse linke philippinische Gruppen die Bevölkerung dazu auf, die Hilfe für die Überlebenden zu organisieren, die ohnehin in einer von der Regierung vernachlässigten Region lebten.
In Genf hat sich derweil der Generalsekretär der Weltmeteorologieorganisation (WMO), Michel Jarraud, zu dem Taifun geäußert: "Das war der stärkste Taifun, der das Land je getroffen hat, und einer der stärksten je irgendwo registrierten. Dabei sind die Philippinen noch dabei, sich von Taifun Bopha (Pablo) zu erholen, von dem sie vor einem Jahr getroffen wurden. Obwohl individuelle tropische Zyklone nicht direkt mit dem Klimawandel in Zusammenhang gebracht werden können, ist die Küstenbevölkerung bereits wegen des höheren Meeresspiegel durch Sturmfluten gefährdet. Auf den Philippinen konnten wir die tragischen Konsequenzen erleben."
Der Meeresspiegel steigt nach WMO-Angaben seit 1993 im Durchschnitt mit 3,2 +/-0,4 Millimeter pro Jahr, doppelt so schnell wie im Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Der Anstieg des Meeresspiegels der regional sehr unterschiedlich ausfällt, führt dazu, dass die Zerstörungskraft von Sturmfluten zunimmt. Jarraud wies abschließend darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Klimawandel und der Häufigkeit tropischer Zyklonen zwar noch Gegenstand der Forschung sei, aber auf jeden Fall erwartet wird, dass ihre Auswirkungen weiter zunähmen.
Neueste Untersuchungen gehen derweil davon aus, dass Zahl und Intensität der tropischen Zyklonen (Oberbegriff für Taifune und Hurrikane) in einem wärmeren Klima zunehmen werden und zwar insbesondere über dem Nordwestpazifik. 2008 hatte bereits eine Auswertung von Satellitendaten ergeben, dass die Stärke der besonders schweren Stürme zunimmt - und zwar am ausgeprägtesten über dem Nordatlantik.