Taz nimmt Stellung zur Keyloggeraffäre

Mitarbeiter hatte unter anderem Praktikantinnen ausspioniert

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Nach über einem Jahr eisernen Schweigens hat die Grünen-nahe Tageszeitung Taz am Wochenende bemerkenswert ausführlich zur Causa Sebastian Heiser Stellung genommen. Am 17.02.2015 war dort an einem Rechner ein Keylogger gefunden worden, der sich u.a. Passwörter der Nutzer abfischte.

Beim späteren Versuch, den elektronischen Parasiten zu ernten, war der langjährige Taz-Redakteur Sebastian Heiser aufgefallen. Nachdem sich dieser einem klärenden Gespräch entzogen hatte, wurde bald eine Redaktionstür aufgebrochen, eine weitere, die mit einem Mitarbeiter-internen Zahlencode zu öffnen war, wurde jedoch verschont.

Da sich die Taz in Schweigen hüllte, konnte man nur spekulieren, für was sich der Enthüllungsjournalist interessierte oder ob er gar von Kompromat Gebrauch machte. So hatte Heiser schon früher Missstände in der eigenen Branche beleuchtet. Brisant etwa war eine verdeckte Recherche als vermeintlicher Lobbyist, ob man über die Anzeigenabteilung der Süddeutschen Zeitung Einfluss auf redaktionelle Texte etwa der Beilagen nehmen kann. Bereits damals bediente sich Heiser einer verdeckten Tonaufnahme.

Auch im eigenen Haus gab Heiser den Medienkritiker, in dem er nachwies, dass trotz Binnen-I und Sonntagsreden nur 35,5 % der Texte von Frauen stammten. Heisers Interesse an einer Erhöhung des taz-Frauenanteils scheint jedoch nicht durchgegehend ideologischer Natur gewesen zu sein. So lag bei den bislang bekannten ausgespähten Kollegen die Frauenquote bei 80%.

Heiser war zudem eifrig mit der Betreuung der Praktikanten sowie dem journalistischen Nachwuchs befasst, wobei Heiser in mindestens einem Fall die Rechneraktivitäten einer Nachwuchsjournalistin aufklärte.

Wie die Taz nunmehr berichtet, hatte sich Heiser nach Südostasien in ein Land abgesetzt, das nicht ausliefert. Finanzielle Sorgen dürften eine Erbschaft relativieren. Trotz Konspiration haben ihn "Zielfahnder" der Taz aufgespürt, doch in eigenen Angelegenheiten möchte Heiser nichts enthüllen.