Trump, Huawei und eine sich reOrientierende Welt

Bild: geralt/pixabay.com

Der US-Präsident sucht die Konfrontation. Die Frage ist, was seine Verbündeten wollen?

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Was treibt US-Präsident Donald Trump eigentlich in seinem Handelskrieg mit China um? Offensichtlich sind seine Motive wie auch in den teils vergleichbaren Vorgehen gegen die Nachbarn Kanada und Mexiko sowie gegen seine asiatischen Verbündeten vielschichtig.

Innenpolitik spielt dabei eine große Rolle und sicherlich die Angst vor dem Verlust der US-Dominanz in einer sich weiter entwickelnden Welt, in der sich die Gravitationszentren der Macht verschieben.

Die US-Handelsbilanz ist hingegen sicherlich die kleinste Sorge der US-amerikanischen Eliten. Schließlich sind es oft – wenn auch nicht überwiegend – US-Unternehmen, die im Ausland für den heimischen Markt produzieren lassen.

Die USA mögen zwar mehr konsumieren, als sie produzieren. Aber sie und natürlich vor allem die großen Konzerne und die kleine, diese kontrollierende Schicht profitieren im hohen Maße vom im Ausland mit dortigen Niederlassungen und Beteiligungen erzielten Gewinnen.

Ein Problem für die US-Volkswirtschaft ist indes, dass diese Gewinne nur höchst unvollständig ins Inland transferiert werden, sodass neben der Handels- auch die Leistungsbilanz tief in den roten Zahlen steckt.

Doch größer noch als diese Probleme wiegt offensichtlich die Angst Trumps, die er vermutlich mit vielen Demokraten teilt, technologisch ins Hintertreffen zu geraten. China ist nämlich längst dem Status des Billigproduzenten und der verlängerten Werkbank westlicher Konzerne entwachsen.

Vielmehr setzt es gerade zum Sprung an die Weltspitze an. Schon Mitte des nächsten Jahrzehnts könnte China die unerreichte Nummer eins in der Robotik sein. Bei der Einführung des Elektromotors gibt es inzwischen weltweit den (schnellen) Takt vor, Afrikas Infrastruktur wird derzeit mit chinesischer Eisenbahn- und Mobilfunktechnologie aufgebaut und in der Telekommunikationstechnik hat China offenbar bereits die Nase vorn.

Anders sind die Angriffe der US-Regierung und zuletzt auch US-amerikanischer Konzerne wie Google gegen den chinesischen Technologie-Konzern Huawei kaum zu erklären. Natürlich sind die angegebenen Gründe andere als die ins Auge springende Angst vor der Konkurrenz aus Fernost.

Dem Westen dämmert, nicht mehr der Nabel der Welt zu sein

Huaweis Technik werde als Vehikel zum Ausspionieren der Nutzer eingesetzt, so der Vorwurf. Das lässt sich schwer überprüfen, aber man kann zunächst der Frage nachgehen, ob der Vorwurf vielleicht von vornherein abwegig ist?

Das ist er sicherlich so wenig wie die Tatsache, dass deutsche Politiker über Regierungstrojaner fantasieren, die sie ihren Bürgern gerne unterjubeln würden, wie das Ausspionieren der Handys verbündeter Staatschefs durch US-Geheimdienste oder sowenig wie die Vorstellung, Microsoft könne auf den Rechnern seiner Kunden Hintertüren für staatliche Schnüffler einbauen.

Und wenn auf einmal ein US-Lieferdienst, wie bei Fedex kürzlich geschehen, Sendungen des kritisierten Unternehmens statt von China direkt zu den asiatischen Kunden erst einmal in die Zentrale in den USA schickt, kommen natürlich auch gewisse Zweifel auf.

Mit anderen Worten: Die Anschuldigungen gegen Huawei mögen eine gewisse Rechtfertigung haben oder nicht, Ausspionieren der Gegner, Konkurrenten und auch der Partner sowie die Kontrolle der eigenen Bevölkerung gehört zum Geschäft jeder Regierung.

Beim Streit um Huawei geht es jedoch eher darum, dass dem Westen langsam dämmert, nicht mehr der Nabel der Welt zu sein. Nach gut 200 Jahren Dominanz der europäisch-nordamerikanischen Welt ist diese seit zwei oder mehr Jahrzehnten dabei sich zu reOrientieren.

Das Ergebnis ist offen, und wem weder der Gedanke eines neuen Weltkrieges noch der Austausch des einen Hegemons durch einen anderen gefällt, sollte sich Gedanken machen, wie die Weltordnung friedlicher und auf Respekt und Ausgleich basierend gestaltet werden könnte.

Die EU jedenfalls, die hierzulande in letzter Zeit gerne als Friedensinitiative verklärt wird, zeigt mit ihrem mörderischen Grenzregime im Mittelmeer, ihrer Beteiligung an den diversen Aggressionen der NATO-Staaten und an der Behandlung, die sie Griechenland angedeihen lässt, dass sie nur sehr bedingt zukunftsfähig und sicherlich kein Modell für den Rest der Welt ist.