Twittern, Zwitschern, Plappern

Twitter testet "Spaces", damit wir nicht nur alle miteinander twittern, sondern auch miteinander sprechen können.

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Da kann man Twitter schon recht geben. Nichts führt so zueinander wie zwei menschliche Stimmen, die zusammen eine Unterhaltung versuchen. Deshalb hat der Kurznachrichtendienst auch ein Testfeature in die Wege geleitet, der "Spaces" heisst. Was man damit machen kann? Mhm, man sollte besser fragen, was man darin machen kann. Oder besser, was eine kleine Gruppe von Testern darin von sich geben können.

Spaces sind im wesentlichen Chaträume, in denen auf Twitter geplappert werden kann. Und zwar so, dass der Owner eines Spaces entscheiden kann, wer darin das Wort führen und wer nur zuhören oder überhaupt nicht eintreten darf. Das soll so etwas wie eine exklusive Dinnerparty sein, auf der man in einer bekannten Gruppe miteinander plaudern kann. Derzeit sind Spaces wie gesagt nur für eine kleine Testgruppe und auch nur unter iOS verfügbar.

Also wissen wir nicht, was da alles getestet wird und darin abgeht. Vermutlich ist das mehr so eine Sache wie immer bei Twitter. Man darf nur 39.5 Wörter am Stück sprechen, und gleichzeitig kann auch immer nur einer gleichzeitig. Und vermutlich muss man vor einem Wort Schluckauf haben, um damit einen Hashtag auszulösen.

Kein Grund sich lustig zu machen, klar. Immerhin laufen so schon seit Monaten und gefühlten Jahrzehnten die Unterhaltungen meiner Tochter mit ihren Freundinnen ab. Aus ihrem Zimmer hört man die Aufnahme von zirka 10 Sekunden unverständlichem Teenager Geplapper, dann nickt meine Tochter, schickt erst einmal 14 Emojis als Antwort, die mindestens einmal ein Einhorn und ein Feuerwerk enthalten. Danach spricht sie 14 Sekunden etwas Unverständliches in ihr Gerät und schickt den Satz (Es ist immer nur ein Satz ohne Punkt und Komma - gefühlt) los. Und dann kriegt sie 20 Emojis zurück. Meistens ist eines mit Einhörnern darunter. Und ein Vulkan.

Das kann ja heiter werden, wenn das jetzt bei Twitter auch losgeht. So wie es eigentlich bei Facebook auch schon länger möglich ist. Reden Reden Reden.

Aber Twitter hat ja gar nicht vor, hier nur eine weitere Chatlounge für Einhörner und Konsorten aufzubauen. Es geht doch mehr darum, in Zukunft Dick Pics aus den direkten Nachrichten rauszuhalten. Man hat männliche Geschlechtsteile ja nun wirklich irgendwann gesehen. Und wenn alle nur noch miteinander in Spaces reden, dann werden sie ja wohl kaum sagen:

"Hey, Leute, das kann ja alles sein, aber im Übrigen müsst ihr Euch mein Gemächte in etwa so vorstellen..."

Nein, das werden die Teilnehmer nicht. Dafür werden gerade den so stolzen Besitzern eines Fortpflanzungsorgans einfach die Worte fehlen. Danke Twitter. Jetzt sind wir save. Bald.