UN-Klimakonferenz: Die Tagesordnung in Warschau

In Polens Hauptstadt hat die diesjährige UN-Klimakonferenz begonnen. Weiter große Differenzen zwischen den Staatengruppen

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In Warschau beginnt heute die diesjährige Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimaschutzrahmenkonvention. Auf dem Programm stehen vor allem drei Dinge:

Erstens müssen sich die 194 Mitgliedsstaaten auf einen Verhandlungsfahrplan einigen, der bis 2015 zu einem neuen Klimaschutzprotokoll führt, das dann ab 2020 gelten würde.

Zweitens muss geklärt werden, ob nicht bis dahin noch mehr Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden. Die bisher verabredeten oder versprochenen Maßnahmen reichen nämlich bei weitem nicht aus, um die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken. Ein Bericht des UN-Umweltprogramms UNEP hatte letzte Woche, wie berichtet, vorgerechnet, dass dafür die jährlichen globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um rund sechs Milliarden Tonnen sinken müssen. Statt dessen steigen sie aber derzeit noch weiter.

Drittens geht es mal wieder ums Geld. Die Industriestaaten haben zugesagt, ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Anpassungs- und Vermeidungsmaßnahmen in den ärmsten Entwicklungsländern auszugeben. Damit soll zum einen Infrastruktur und Landwirtschaft an den Teil des Klimawandels angepasst werden, der nicht mehr zu vermeiden ist. Zum anderen soll damit den ärmeren Ländern geholfen werden, von vornherein einen "grüneren" Entwicklungspfad einzuschlagen. Einige, wie etwa Äthiopien, haben sich vorgenommen, bereits im nächsten Jahrzehnt CO2-neutral zu wirtschaften.

Bisher fehlt es aber noch an konkreter Bereitschaft der Industriestaaten, diesen Prozess zu unterstützen. Eigentlich sollen die entsprechenden Zahlungen in den Klimaschutzfonds bis 2020 schrittweise auf das Niveau von 100 Milliarden US-Dollar jährlich angehoben werden. Im Augenblick gehen die Zahlungen aber eher zurück.

Nach Angaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), salopp meist UN-Klimarat genannt, können, ausgehend vom vorindustriellen Niveau, etwa 3,67 Billionen Tonnen CO2 bzw. CO2-Äquivalente emittiert werden, wenn wir eine 66prozentige Chance haben wollen, dass die globale Erwärmung unter zwei Grad Celsius bleibt. Ziemlich genau zwei Billionen Tonnen sind bereits emittiert, und derzeit kommen jährlich etwa 50 Milliarden Tonnen hinzu.

Es gibt allerdings auch eine Minderheit von Klimawissenschaftlern, die das Zwei-Grad-Ziel für zu hoch halten. Unter anderem wird angeführt, dass eventuell schon eine solche Erwärmung zu einem langfristigen (das heißt, über einen Zeitraum von vielen Jahrhunderten) Verlust des größten Teils der Eisschilde auf Grönland und in der Antarktis führen würde. Das würde schlimmstenfalls zu einem Anstieg des Meeresspiegels um einige Dutzend Meter führen. Aus diesem Grunde tritt auch ein Teil der Entwicklungsländer, insbesondere die Allianz der kleinen Inselstaaten, dafür ein, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken und die Emissionen entsprechend drastischer zu reduzieren.