UN-Klimakonferenz: Gespräche vor dem Scheitern?
Umweltorganisationen beklagen übermäßigen Einfluss der Energiekonzerne auf die Klimaverhandlungen
Umweltschutzorganisationen aus aller Welt sind empört über den Verlauf der UN-Klimakonferenz. Bereits in der Nacht zum Dienstag waren die Verhandlungen zeitweise zusammengebrochen, weil rund 130 Entwicklungs- und Schwellenländer ausgezogen waren. Die Gruppen der afrikanischen Länder, der am wenigsten entwickelten Länder, die Allianz der kleinen Inselstaaten sowie die G77 und China waren empört über die harte Haltung einiger Industriestaaten, namentlich die Austaliens, Kanadas und Japans, in den Gesprächen über "Loss und Damage", also im Prinzip über Entschädigung für den Klimawandel, die in Warschau erstmals geführt wurden.
Aber auch sonst geht es kaum voran. Aus Protest haben daher zahlreiche Beobachterdelegationen der Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen, darunter der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Greenpeace, WWF und Oxfam, angekündigt, sich heute Mittag von der Konferenz zurückzuziehen. "Die verantwortungslose Untätigkeit der Regierungen angesichts der schon heute dramatischen Ausmaße des Klimawandels hat uns keine andere Wahl gelassen. Mit unserem Boykott wollen wir auf den in dieser Form noch nie dagewesenen Einfluss der Wirtschaftsverbände auf den Klimaschutzprozess aufmerksam machen. Die fossile Industrie hat die Klimakonferenz in Warschau okkupiert und macht es damit unmöglich, im Klimaschutz voranzukommen", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.
Die Industriestaaten kämen ihrer Verantwortung für den Klimawandel und die dadurch verursachten Schäden in den Entwicklungsländern in keinster Weise nach und seien damit hauptverantwortlich für den Stillstand der Verhandlungen. Weiger: "Die Regierungen der Industriestaaten und auch die deutsche Regierung lassen sich inzwischen fast ausschließlich von den Interessen der großen fossilen Energieunternehmen leiten. Die polnische Regierung hat der Kohlelobby geradezu einen roten Teppich zu den Verhandlungen ausgelegt. Die kurzsichtige Politik der Industriestaaten hat unendliches Leid von Millionen von Menschen vor allem in den Entwicklungsländern zur Folge. Diese Ungerechtigkeit muss endlich ein Ende haben."
Weiger kündigte an, dass seine Organisation ihren Protest gegen den Einfluss der großen Energiekonzerne nun verstärken wolle. Anlass dazu wird er angesichts der sich abzeichnenden Rückschläge für Klimaschutz und Energiewende, auf die sich Union und SPD dieser Tage einigten, auch hieruzulade reichlich haben.