UN-Klimakonferenz: Japan torpediert Verhandlungen

Die Regierung in Tokio verabschiedet sich von dem Ziel, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren

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Als schlechten Witz haben Umweltschützer auf der UN-Klimakonferenz in Warschau die Ankündigung der japanischen Regierung bezeichnet, von ihren Klimazielen Abstand zu nehmen. Statt bis 2020 die Emissionen der Treibhausgase um 25 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu reduzieren, sollen es nun nur noch 3,8 Prozent gegenüber 2005 werden.

Damit wendet Tokio en passant die von der Regierung Barack Obama eingeführte Zahlentrickserei an, das Basisjahr zu verschieben, um das neue Ziel etwas besser aussehen lassen. Faktisch bedeutet es aber umgerechnet auf 1990 eine Zunahme der Emissionen um 3,1 Prozent.

Japan hatte sich mit dem 1997 im Kyoto-Protokoll dazu verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen bis 2012 gemessen am 1990er Niveau um sechs Prozent zu reduzieren. Das wären immer noch 1,186 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente, schreibt Japan Today. Treibhausgase wie Methan und Lachgas (N2O) werden der Einfachheit ihrer Wirkung auf den Strahlungshaushalt der Erde entsprechend in CO2 umgerechnet, um die Emissionen aufzuaddieren.

Zum Vergleich: Deutschland hat 2012 814 Millionen Tonnen CO2 und insgesamt rund eine Milliarde Tonnen CO2-Äquivalente emittiert. Hans-Joachim Ziesing, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, ging kürzlich gegenüber der FAZ davon aus, dass in diesem Jahr die deutschen CO2-Emissionen um 20 Millionen Tonnen steigen werden. Das wäre der zweite Anstieg in Folge. Deutschland hat 81,7 und Japan 127,8 Millionen Einwohner; die spezifischen Emissionen pro Einwohner sind dort also trotz der hiesigen Reduktion in den letzten 23 Jahren noch immer deutlich niedriger.

Hiesige Politiker haben also wenig Anlass, sich über Japan aufzuregen. Allerdings ist die Ankündigung für die laufenden Klimaverhandlungen ziemlich fatal, weil sie die Konfrontation zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern verschärft. Zumal auch andere Länder wie Australien, Russland und Kanada sich zum Teil extrem unkooperativ verhalten und selbst die EU weit hinter ihren Möglichkeiten zurück bleibt.