US-chinesischer Handelsstreit. Börsen werden durchgeschüttelt
Der US-Präsident verunsichert mal wieder die Aktienhändler mit provokanten Tweets
Es knirscht mal wieder im Gebälk der Weltwirtschaft. Am Montag reichte eine sonntägliche Ankündigung des US-Präsidenten, die Zölle auf Einfuhren aus China zum Ende der Woche zu erhöhen, um die Aktienmärkte in Europa in den Sinkflug zu schicken. Das scheint Donald Trump aber nicht weiter gestört zu haben. Montagmittag MEZ, kurz nach Eröffnung der Börse in New York, legte er mit neuen Drohungen nach.
Der Deutsche Aktienindex DAX verlor zeitweise 122 Zählerpunkte, fing sich dann aber zum frühen Nachmittag wieder. Der Hongkonger Hang-Seng-Index schloss am Montagabend (Ortszeit) mit einem Minus von 2,9 Prozent ab. In Shanghai fielen die Kurse laut Asia Times Online um 5,58 und in Shenzhen sogar um 7,38 Prozent.
Das täglich über die Region berichtende Internet-Magazin sprach am Montag von einer Bombe, die der Twitterer aus dem Weißen Haus geschickt habe. Der US-Präsident sei zuverlässig unzuverlässig.
Immerhin sollen diese Woche die Handelsgespräche zwischen Washington und Beijing (Peking) fortgesetzt werden. Der Vorfall ist ein weiteres Beispiel für den brachialen Verhandlungsstil, den die Trump-Regierung pflegt.
Der Streit dreht sich um das chronische Ungleichgewicht im Warenaustausch zwischen den USA und China. US-Statistiken weisen für 2018 ein Handelsbilanzdefizit der vereinigten Staaten gegenüber der Volksrepublik in Höhe von 419 MilliardenUS-Dollar aus. In den ersten zwei Monaten 2019 ging es mit einem Minus von knapp 60 Milliarden US-Dollar ähnlich weiter.
Die US-Statistiken geben allerdings deutlich höhere Einfuhren aus China an als etwa die Daten der Weltbank. Das könnte daran liegen, dass in den USA auch die Einfuhren aus dem ökonomisch autonom agierenden Hongkong, das z.B. über eine eigene Währung verfügt, China zugeschlagen werden.
Das wäre nicht ganz willkürlich, denn Hongkong nimmt zwar einen erheblichen Anteil der chinesischen Ausfuhren auf – gut 12 Prozent –, dient aber für einen erheblichen Teil der Waren nur als Umschlagplatz. Nach Zählung der Weltbank gehen knapp 20 Prozent der chinesischen Ausfuhren in die USA, nach US-Zählweise gut 22 Prozent.
Ein nicht unwesentlicher Teil der aus China importierten Waren wird dort übrigens von US-Konzernen teils in Eigenregie, teils mit Partnern oder von Lizenzunternehmen hergestellt. Entsprechend fließen die Gewinne aus deren Produktion teilweise oder gänzlich in die USA. Entsprechend geht es in dem Streit nicht nur um das US-Handelsbilanzdefizit, sondern auch darum, dass US-Konzerne gerne mehr Bewegungsfreiheit für ihre Investitionen in der Volksrepublik hätten.