USA: Anti-Masturbations-Kandidatin siegt in Delaware
Demokraten freuen sich über den Erfolg der Radikalen bei den Republikanern
Die ultra-konservative, religiös befeuerte Bewegung in den USA gewann mit der Diskussion um die von ihr so bezeichnete "Ground-Zero-Moschee" viel Publicity. Das derzeitige Klima in den USA scheint viele empfangsbereit für simple Anschauungen zu machen. Nun feiert die Bewegung auch politisch zählbare Erfolge bei den Republikanern. Ihre Vertreter sind oft seltsam vergnügte, weltfremd anmutende Erscheinungen, denen es gelingt, mit bizarren alttantenhaften moralischen Anschauungen zusammen mit politischen Kernseifenparolen ein Politikermodell zu formen, das offensichtlich viele Amerikaner gerade jetzt attraktiv und frisch finden. Die Tea-Party-Bewegung, ein vage umrandetes Sammelbecken für Extremisten im Talk-Show-Format, hat in zwei wichtigen Vorwahlen der Republikaner für Gouverneursposten ihre Kandidaten durchgesetzt. In Delaware siegte zum Beispiel Christine O'Donnell, die vom Guardian mit "pro-gun, anti-abortion" und steuerpolitisch konservativ gekennzeichnet wird.
O'Donnell soll demnach sogar nach Tea-Party-Maßstäben als "weit rechts" gelten. Als einer ihrer berühmtesten Aussagen zitiert die britische Zeitung eine Aussage aus einem Fernsehinterview: "Die Bibel sagt, dass, wer Lust verspürt, Ehebruch begeht und sündigt. Man kann aber nicht masturbieren, ohne Lust zu empfinden." Die von der National Rifle Association unterstützte Kandidatin, die auch von Role-Model Sarah Palin gefördert wird, erhielt laut Zeitung 250.000 Dollar für ihren Wahlkampf. Ihren Überraschungssieg feierte sie mit Spitzen gegen das Establishment, wobei hier auch das der Republikanischen Partei gemeint ist: "Die Menschen von Delaware haben gesprochen: Schluss mit der althergebrachten Politik! 'Die Sache' wird Amerika wieder herstellen."
Aber auch die Demokraten freuen sich. Sie sind davon überzeugt, dass die Tea-Party-Eiferer leichtere Gegner beim Wahlkampf um die Gouverneursposten sind. Auch Karl Rove, Chefstratege unter Bush, zweifelt daran, dass mit solchen Kandidaten die Mehrheit im Senat zu holen ist. Man müsste dafür 10 Sitze hinzugewinnen. Wenn zwei oder drei Kandidaten der Republikaner aus den Reihen der Tea-Party-Bewegung kämen, so rechnet Rove, dann würde es nur für sieben bis acht Sitze zusätzlich reichen.