Unzuverlässige Atomkraftweke
In Frankreich und Belgien stehen erhebliche Kapazitäten still. Deutschlands Verbraucher werden das langfristig mit einer sinkenden EEG-Umlage zu spüren bekommen
Neues zumThema sichere Versorgung mit Atomkraftwerken: Der Fachinformationsdienst IWR berichtet, dass die Börsenstrompreise derzeit kräftig anziehen. Schuld sei der Ausfall diverser Atomkraftwerke in Belgien, Frankreich und der Tschechischen Republik.
In Belgien seien zum Beispiel von sieben Reaktoren derzeit nur zwei in Betrieb. Der Stillstand werde noch mehrere Wochen und in einigen Fällen sogar mehrere Monate dauern. Ein Teil des belgischen Bedarfs wird so lange aus Deutschland gedeckt, was allerdings nur über den Umweg über die Niederlande möglich ist.
An der französischen Börse sei Strom in den letzten Tagen zum Teil rund doppelt so teuer wie hierzulande gewesen. Allerdings ist der Preis auch an der deutschen Strombörse in Leipzig in den letzten Monaten etwas gestiegen und der Engpass bei den westlichen Nachbarn dürfte ihn zusätzlich in die Höhe treiben.
In den letzten Wochen schwankte der Strompreis meist zwischen fünf und zehn Cent pro Kilowattstunde. So viel musste an dem sächsischen Handelsplatz seit langem nicht mehr für Strom gezahlt werden. Anfang des Jahres bewegte der Strompreis sich eher zwischen 2,5 und sechs Cent pro Kilowattstunde.
Für die sogenannte EEG-Umlage, die private und gewerbliche Kleinverbraucher zahlen, sind das gute Aussichten. Diese dient dem Ausgleich von Verlusten für den von den Übertragungsnetzbetreibern an der Börse verkauften Strom aus Anlagen, die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert werden. Letzteres sind vor allem Windkraft-, Solar- und Biogasanlagen aber auch einige kleine Wasserkraftwerke.
Die Umlage ist für das kommende Jahr allerdings schon festgelegt und wird 6,405 Cent pro Kilowattstunde betragen. Das ist geringfügig weniger als 2018 und seit langem der erste Rückgang. Seit Januar beträgt die Umlage knapp 6,8 Cent pro Kilowattstunde.Wenn sich der Börsenstrompreis weiter auf dem jetzigem Niveau hält, schumpft das Minus im Umlagetopf, wenn sich dort nicht sogar ein Überschuss ansammelt. Um so stärker müsste die Umlage im Herbst 2019 für 2020 abgesenkt werden.
In den kommenden Jahren dürfte die Umlage außerdem deutlich schneller sinken, weil zunehmend Atomkraftwerke und auch zumindest ein Teil der alten Kohlekraftwerke vom Netz gehen. Dadurch wird das Überangebot an der Leipziger Böse verringert, was die dortigen Preise wieder auf das Niveau des letzten Jahrzehnts steigen lassen sollte.
Zum anderen wird die EEG-Umlage künftig auch durch das Auslaufen der 20-Jahresfrist für die ersten EEG-Anlagen sinken. Die garantierten Einspeisevergütungen, die Anlagenbetreiber für ihren Ökostrom erhalten, werden meist 20 Jahre lang gezahlt. Für die ältesten Anlagen läuft diese Frist langsam aus und die Betreiber müssen ihren Strom frei vermarkten. Ihre Vergütungen sind aber insbesondere bei den Solaranlagen erheblich höher als die heute für Neuanlagen gezahlten.
Bei Windkraftanlagen kommt hinzu, dass es eine Staffelung gibt. Aktuell wird bei neuen Anlagen nach den Paragraphen 46 und 46a EEG in den ersten fünf Jahren rund 8,3 und in den nachfolgenden 15 Jahren etwa 4,5 Cent pro Kilowattstunden gezahlt. Die Frist für den erhöhten Betrag kann sich um einige Monate verlängern, wenn der Ertrag der Anlage einen Referenzwert unterschreitet. Außerdem wird diese garantierte Vergütung für jeweils neue Anlagen weiter abgesenkt, sobald der Ausbaudeckel von 2500 Megawatt (brutto) durchbrochen wird.
Oder mit anderen Worten, die Übertragungsnetzbetreiber machen, wenn sie diesen Strom an der Börse verkaufen, kaum noch Verlust und relativ oft sogar Gewinn. Ihn als Ökostrom vermarkten, was vermutlich mehr Einnahmen generieren könnte, ist vom Gesetzgeber ausdrücklich untersagt, solange die garantierte Vergütung gezahlt wurde. Vermutlich fürchtet man, die Verbraucher könnten dadurch animiert werden, mit den Füßen abzustimmen.