Verhandlungen gescheitert, Ölpreis stürzt

Ölförderländer können sich wegen disparater Vorstellungen nicht einigen, der Iran nahm gar nicht erst teil

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In Doha gab es das Wunder nicht, das nötig gewesen wäre, um auch nur zu einem wenig ambitionierten Abkommen zur Stabilisierung des Ölpreises zu kommen. Die Interessen lagen wie erwartet zu weit auseinander. Deshalb gelang es den Ölförderländern innerhalb und außerhalb der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) nicht einmal, sich auf ein Einfrieren der Fördermengen auf dem Niveau vom Januar zu einigen. In Doha waren ohnehin nur 60% der gesamten Ölfördermenge vertreten. Große Produzenten wie die USA, Kanada, Brasilien und Norwegen nahmen ohnehin nicht teil.

Einige Beobachter sprechen nun von einem "Desaster", was allerdings nur mit überzogenen Erwartungen und mangelnder Analyse der disparaten Interessen erklärt werden kann. Die Tatsache, dass der iranische Energieminister nicht einmal nach Doha gereist war und schon im Vorfeld die Deckelung der Ölproduktion als "absurd" zurückgewiesen hatte, machte klar, dass praktisch keine Einigung möglich war. Denn Saudi-Arabien bestand auf die Beteiligung des Iran. Doch der will seine Produktion weiter ausweiten und wieder auf das Niveau vor den Sanktionen erhöhen. Die Saudis wollen aber nicht zulassen, dass über einen höheren Preis der schiitische Konkurrent schneller wieder zur Regionalmacht aufsteigen kann.

Dazu kommt, was meist vergessen wird, dass die Saudis auch kein großes Interesse an einer Einigung hatten, da gerade auf die Fracking-Industrie in den USA eine Pleitewelle zurollt. Es waren die Fracker, die in den letzten Jahren den Ölmarkt geflutet und damit für einen Preisrutsch gesorgt haben. Die USA liefen so den Saudis den Rang des weltgrößten Ölförderlands ab. Und auch Russland hat die letzten Jahre die Produktion deutlich ausgeweitet, obgleich das Land immer wieder auf eine Begrenzung gedrängt hatte.

Fakt ist nun, dass der in den letzten Wochen von Deckelungsphantasien getriebene Ölpreis heute einbricht. Schon vor dem Treffen hatte er wieder nachgegeben, weil die Hoffnungen auf eine Einigung sanken. Der Preis für ein Barrel der US-amerikanischen Sorte WTI (West Texas Intermediate) fiel heute wieder deutlich unter die Marke von 40 US-Dollar. Auch der Preis für die Nordseesorte Brent ging um etwa 5% in die Knie und er nähert sich der Schwelle von 40 Dollar an.

Die Verbraucher können sich jedenfalls freuen, dass mittelfristig Treibstoffe billig bleiben werden und mehr Geld für andere Ausgaben übrig bleibt. Man darf gespannt sein, wie tief die Ölpreise nun fallen werden, wenn neben dem Iran auch Russland und andere Länder ihre Produktion weiter ausweiten, weil sie auf jeden Dollar angewiesen sind, der in ihre leere Kassen gespült wird. Klar ist aber, dass die Fracking-Produktion weiter zurückgehen wird, da kaum noch in neue Bohrlöcher investiert wird.