Verhindere mit weißen Schürzen
Wenn die Shared Economy sich ein neues Opfer sucht, sollte sie das vielleicht nicht in Frankreich tun. Da zeigt man die Zähne
In Frankreich zeigen Chefs aus diversen Restaurants die Zähne, wenn es um digital vermittelte Kochgelegenheiten geht. Genauer gesagt verbeißt sich gerade Didier Chenet, der Vorsitzende der französischen Restaurant-Gewerkschaft in die zirka 3000 Angebote, die sich im Netz finden, wenn man von einem original französischen Koch in privatem Rahmen bekocht werden will. Das wird sehr gerne nicht nur von Franzosen und Französinnen genutzt, es gilt auch als très chic unter Touristen (die "très chic" Sachen suchen, vor allem wenn es um Essen im Urlaub geht), die klassischen Restaurants beiseite zu lassen und sich auf diese Art der Bewirtung zu kaprizieren. "Authentischer", Sie verstehen. Aber ein Ärgernis für die Gewerkschaft. Man nennt diese Angebote "illegale Restaurants", es wird grob angerührt hier.
Chenet lässt da nichts anbrennen und zieht den Vergleich zu Airbnb und Uber, die man ja am Anfang auch nicht ernst genommen habe, und nun gebe es 30.000 Angebote von Privatmenschen in Frankreich für Übernachtungen, die nicht mehr in den sonst noch üblich gewesenen Hotels und Herbergen abstiegen. Da müsse man doch im Restaurantbereich etwas machen. Die seien immerhin illegal.
Vermutlich möchte man die digital vermittelten Gaumenfreuden so einkochen, wie das in Frankreich seit 2014 mit Uber macht. Dort haben die Proteste gegen die Davonfahrer schon in merkwürdigen Regelungen gegipfelt, dass Taxifahrer fast eine Stunde Zeit haben, einen Gast aufzulesen, und erst dann darf ein Uber-Fahrer in der Grande Nation zur Tat schreiten.
In der Tat ein wenig Mittelalter. Und das zu Zeiten, in denen die Zünfte eigentlich nicht mehr unbedingt als Speerspitze der nationalen Wirtschaft gelten. Aber da kann ich mich ja irren.
Ich darf also festhalten, dass ich in einem Land, in dem ich für ein lausiges Hotelbett mit verdrecktem Klo (gut, in La Defense, und das auch nur im Sofitel) fast 400 EUR die Nacht abgefordert bekomme, und in dem ich manchmal in einem Restaurant so esse, als hätte man per Internet den schlechtesten Koch des Landstrichs speziell für mich gegoogelt, nicht einmal sofort das nächste Uber-Taxi nehmen darf, das ich mir in Paris holen könnte. Wenn schon zum Flughafen fliehen, dann bitte mit einem offiziellen Taxi.
...was mich an die vergangene Fahrt erinnert, in der ich zuerst mitten in einem Vorort abgesetzt wurde, weil das – offizielle – Taxi plötzlich einen Motorschaden hatte. Nur um dann von einem etwas wortkargen Kollegen aufgegabelt zu werden, dem ein Lastwagenfahrer, den er im Tunnel etwas unglücklich überholte, eine Zigarette vorne direkt in die Lüftungsschlitze der Windschutzscheibe warf. Wir fuhren qualmend und mit einem << mais, non >> der Fachkraft am Flughafen CDG ein. Obwohl er bei 120 km/h aus dem Seitenfenster langte, um die Kippe zu entfernen... aber ich schweife ab.
Auf jeden Fall sollen diese "illegalen Restaurants" gestoppt werden. Wo kommen wir denn hin, wenn Menschen für andere Menschen einfach so kochen. Ohne Zulassung.
Wo wir in Frankreich hinkommen? Wir kommen sicher nicht in die Servicehölle. Da sind wir schon. Aber ich hatte da vielleicht einfach Pech.