Virgin Galactic sammelt Klimadaten für NOAA

Richard Branson übt sich im "greenwashing" des Weltraumtourismus.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Möglicherweise mehrmals am Tag Raumfahrzeuge auf eine Höhe von 100 km zu bringen, damit reiche Touristen für ein paar Minuten die Schwerelosigkeit erleben können, ist in Zeiten der Klimaerwärmung nicht wirklich angesagt. Richard Branson strebt zumindest an, mit seinem Unternehmen Galactic der erste zu sein, der einen solchen kommerziellen Weltraumtourismus anbieten kann. Angeblich haben sich bereits 100 Menschen ein Ticket für 200.000 US-Dollar gekauft, um ab 2010 mit dem SpaceShipTwo, das für 2 Piloten und 4 Passagiere ausgestattet ist, die Anziehungskraft der Erde kurz hinter sich zu lassen.

SpaceShipTwo. Bild: Virgin Galactic
SpaceShipTwo. Bild: Virgin Galactic

Um das Unternehmen nicht von vorneherein als Klimakiller verunglimpft sehen zu müssen, lässt Branson nicht nur vom britischen Stararchitekten einen "umweltfreundlichen" Weltraumflughafen in der Wüste Mojave bauen, sondern hat nun auch mit der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) vereinbart, mit den Raumfahrzeugen Daten für die Klimaforschung zu sammeln. Das war in dieser Höhe bislang schwierig, mit der Verwendung von Ballons gab es bislang nicht wirklich regelmäßige Messungen etwa der CO2- oder Methan-Konzentration, zudem hätte man, so die NOAA, nur eine Höhe von bis zu 8 km erreichen können.

Sowohl das Trägerflugzeug White Knight Two, das bis in eine Höhe von 16 km aufsteigt, als auch die Raumfähre SpaceShipTwo, die bis 110 km erreichen soll, werden mit Messgeräten ausgestattet. Vor dem ersten Start mit zahlenden Touristen müssen aber erst einmal an die 200 Testflüge durchgeführt werden, für die Virgin Galactic aufgrund der Bestimmungen der US-Flugbehörde FAA kein Geld verlangen darf. Mit den Testflügen soll bereits in diesem Jahr gestartet werden, Messgeräte werden ab Februar angebracht. Bis zum Beginn der kommerziellen Flüge bietet Branson der NOAA den Service kostenlos an, der dann aber fortgesetzt werden soll.

Branson schlachtet den Deal auch gleich aus. "Nach meiner Überzeugung gibt es kein größeres oder dringenderes Problem als die Klimaerwärmung", sagte er in einer Videobotschaft für den 59th International Astronautical Congress in Glasgow. "Es passt daher sehr gut, dass die erste Wissenschaft, die an Bord unserer neuen Fahrzeuge betrieben wird, direkt auf unser Verständnis von der Atmosphäre und unser Wissen über sie ausgerichtet ist und so unsere Entscheidungen besser unterstützen wird, auf effektivste Weise mit dem Klimawandel umzugehen."

Brent Smith von der NOAA erklärte, dass man die neue Möglichkeit nutzen müsse, um an Daten und Proben aus einer Höhe zu gelangen, die man bislang für die Messungen nicht erreichen konnte. Die Rede war allerdings nicht davon, dass der Weltraumtourismus gleichzeitig einen Anteil an der Klimaerwärmung haben wird, auch wenn damit die Veränderungen besser gemessen werden können. Zwar kann das Trägerflugzeug möglicherweise mit Biotreibstoff betrieben werden, das SpaceShipTwo allerdings nicht.