Volkszählung für Kraftwerke
Nach dem Moratorium - Stromerzeuger werden erfasst, um Preisspekulation und Engpässen vorzubeugen
Nach einem Bericht der Bundesnetzagentur lässt der Bund zur Zeit alle Anlagen zur Stromerzeugung zentral erfassen. Betroffen sind alle Kraftwerke ab einer Leistung von 20 Megawatt. Die aktuelle Abfrage findet außerplanmäßg statt, über die reguläre, normalerweise jeden Februar stattfindende Erfassung der sich in Betrieb befindenden Kraftwerke hinaus. Außerdem werden diesmal neben den kleineren Kraftwerken auch temporär stillgelegte Kraftwerke sowie die vorgesehenen Revisionspläne für Kohle- und Gaskraftwerke aufgenommen.
Nach der Abschaltung der ersten acht Kernkraftwerke wolle man die Reserven ermitteln, sagte eine Sprecherin der Agentur. Die Erfassung kann auch als eine Maßnahme gesehen werden, sich gegen die kommenden Preisspekulationen zu wappnen. Der Dreh an der Preisspirale wird voraussichtlich im Winterhalbjahr einsetzen, wenn der Stromverbrauch hoch ist. Besonders windstille Tage im Winter in Süddeutschland könnten nach Aussage einiger Apologeten zu Engpässen bei der Stromversorgung führen. Denn nach der Abschaltung von acht Reaktoren stehe das System der Stromversorgung unter "Stress".
Die Erfassung der Erzeugerkapazitäten kann in diesem Zusammenhang auch mehr Transparenz in den Stromhandel bringen und im Falle von "Engpässen" nachvollziehbar machen, wo Erzeugerleistung zurückgeht bzw. zugunsten höherer Preise gedrosselt wurde. Darüberhinaus steht natürlich im Falle höherer Nachfrage auch das europäische Verteilnetz zur Verfügung. Der Verband der europäischen Verteilnetzbetreiber Entsoe (European Network of Transmission System Operators) sieht den deutschen Atomausstieg denn auch sehr gelassen und plant ihn bereits regulär ein. Ganz im Gegensatz dazu wird die Abhängigkeit Frankreichs in seiner Stromversorgung von der Kernkraft als Problem eingeschätzt, da dort die Gefahr besteht, dass AKWs wegen Kühlwassermangel außerplanmäßig ihren Betrieb einstellen müssen.