Vom Fußballstadion ins Arbeitslager?

Nach einem Radiobericht über eine vermutliche Bestrafung der nordkoreanischen Fußballnationalmannschaft leitet die FIFA eine Untersuchung ein

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Schon während der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika wurde in den Medien vielfach die Befürchtung geäußert, dass das Team aus Nordkorea nach der erfolglosen Vorrunde in ihrem Heimatland mit harschen Konsequenzen zu rechnen habe. So wurde angesichts der drei verlorenen Vorrundenspiele inklusive des desaströsen 0:7 gegen Portugal heftig darüber spekuliert, dass Spielern und Trainer womöglich ein Nachspiel im Arbeitslager drohe.

Nun hat die FIFA rund vier Wochen nach der WM eine Untersuchung eingeleitet, um einer möglichen Bestrafung von Spielern und Trainer der nordkoreanischen Nationalmannschaft nachzugehen. Die Untersuchung solle Klarheit schaffen, "ob die Behauptungen der Medien wahr sind, wonach der Trainer und einige Spieler abgeurteilt und bestraft worden sind", sagte FIFA-Präsident Blatter auf einer Konferenz in Singapur. In einem Brief wurde der nordkoreanische Fußballverband aufgefordert, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.

Auslöser für die Untersuchungen ist ein Bericht des in den USA ansässigen Radiosenders Radio Free Asia vom 28. Juli 2010. Darin wird auf Grundlage der Schilderung eines chinesischen Geschäftsmannes berichtet, dass sich die Nationalspieler am 2. Juli nach ihrer Rückkehr nach Pjöngjang einer sechsstündigen Anhörung im Arbeiter-Kulturpalast vor 400 Personen unter der Schirmherrschaft des Sportministers für ihr Versagen im "ideologischen Kampf" kritisieren lassen mussten. Die Spieler hätten zudem den Trainer kritisieren sollen.

Darüber ob oder wie die Spieler bestraft worden seien, herrsche Unklarheit. Für den Trainer Kim Jun Hung könnte der sportliche Misserfolg dem Sender zufolge drastischere Konsequenzen haben. Laut "gut unterrichteter Kreise" könnte der Nationaltrainer als "Verräter" des "stalinistischen" Landes in Gefahr schweben. Einer anderen Quelle zufolge gebe es sogar Gerüchte, nach denen der Trainer aus der Arbeiterpartei ausgeschlossen oder zur Baustellenarbeit in Pjöngjang gezwungen worden sei.

Es wird sich zeigen müssen, ob die FIFA mit ihrer Untersuchung mehr Klarheit in dieser Angelegenheit schaffen kann. Es ist überhaupt etwas verwunderlich, dass die FIFA auf Grundlage eines doch recht vagen Berichts von Radio Free Asia eine derartige Untersuchung veranlasst hat. So haben sich z.B. Berichte über die angebliche Flucht von vier vermeintlich asylsuchenden nordkoreanischen Spielern während der WM, über die in den internationalen Medien berichtet wurde, als Falschmeldung herausgestellt. Generell wird die Neutralität und Glaubwürdigkeit des 1996 gegründeten Radiosenders Radio Free Asia durchaus kontrovers gesehen.

Während er von der einen Seite als eine Institution betrachtet wird, die dazu beiträgt, freie und unabhängige Informationen aus repressiven Staaten wie Nordkorea oder China zugänglich zu machen, betonen Kritiker des Senders, wie Catharin Dalpino vom Brookings Institute, die zum Teil einseitige und bisweilen propagandistische Ausrichtung des Senders: "Wann immer wir das Gefühl haben, es gibt einen ideologischen Feind, kreieren wir ein Radio Free Irgendwas." Dalpino verweist darauf, dass Sender wie Radio Free Asia sich "besonders stark auf Berichte von und über Dissidenten im Exil" stützten: "Es klingt nicht nach einer Schilderung dessen, was in einem Land vor sich geht. Oftmal liest es sich wie ein Lehrbuch über die Demokratie, was in Ordnung ist, aber selbst für einen Amerikaner klingt dies ziemlich propagandistisch."