Was soll es denn kosten?
Soweit sind wird schon, jetzt werden Nutzer auf Facebook bezahlt, die die Social-Media-Plattform einfach ein Jahr lang nicht zu nutzen
So um die 117 EUR pro Aktie bekommt man derzeit schon noch, wenn man sich wegen Facebook auf der Börse herumtreibt. Nicht schlecht für ein Unternehmen, das schon bis zu 600 Milliarden USD in Aktien wert war und damit locker das Bruttoinlandsprodukt von Staaten wie Taiwan überrundet hat. Jetzt wird Mark Zuckerberg kaum auf die Idee kommen, seine Facebook-Aktien – ein Viertel davon gehört ihm – gegen Ungarn mit seinem lausigen BIP von 140 Milliarden im Jahr zu tauschen, obwohl das ja schon spannend sein könnte. Aber das ist natürlich eine Milchmädchenrechnung.
Auch eine Milchmädchenrechnung, allerdings eine der eher seriöseren Art, haben Jay R. Corrigan, Saleem Alhabash, Matthew Rousu und Sean B. Cash (hahaha) vom Kenyon College und der Michigan State University aufgestellt, indem sie Facebook-Nutzer fragen, was es denn kosten soll, wenn sie von der Social-Medi- Plattform eine Weile die Finger lassen müssten. Und die Autoren der Studie kamen auf einen Pi mal Daumen Wert von über 1.000 USD, ab dem die meisten Facebook-Nutzer für ein Jahr offline gehen und Zuckerbergs "Ich mach ganz viel"-Plattform komplett meiden würden.
Kurz gesagt: "Ihr zahlt mir bis zu 1.500 USD und schaue ein Jahr lang nicht in Facebook."
Theoretisch. Die Forscher haben natürlich nicht vor, das auszuzahlen. Es war ja nur mal so eine Frage. Was Forscher halt den lieben, langen Tag so machen. Fragen. Aber die Antwort gibt einem einen kleinen Aufschluss darüber, was ihnen denn der eigene Update auf Facebook so Wert wäre. Eigentlich eine ganze Menge, zirka einen Hunni im Monat. Theoretisch zumindest.
Denn die ganze Frage erinnert auch an die Sacrifice Whopper Kampagne von Burger King im Jahr 2009. Da konnten interessierte User ein mit Sesam bestreutes und mit Hackfleisch gefülltes Lapperbrötchen gewinnen, wenn sie 10 Freunde aus ihrem Social Network entfriendeten. Das klingt schon alleine als Wort grässlich, hatte aber einen gewissen Erfolg. Für 37 Cents pro Freund in Facebook haben sich 23.000 Kunden damals einen solchen Voucher geholt. Klar, das sagt auch viel aus. Zum einen vielleicht, dass 2009 Facebook-Freunde nicht wirklich viel wert waren, oder dass man jetzt mal endlich einen Grund hatte, Tante Gertrud und ihre doofe Familie aus seiner Freundesliste zu schmeißen (Tante, ich war jung, hungrig und brauchte das Geld).
Außerdem könnte man nun eine kleine Milchmächenrechnung anstellen, dass die durchschnittliche Zahl von Freunden in Facebook von 338 (der Median liegt bei 200) gerade einmal einen Monat Burger zum Mittagessen refinanziert hätte. Oder dass nicht einmal 125 Dollar an Freundeswert einem Eigenwert von mehr als 1.000 Dollar gegenüberstehen.
Also grob gesagt: dass man sich zehnmal so wichtig nimmt wie seinen kompletten Freundeskreis. Na, wenn das in einem Zeitalter des Narzissmus und der Selbstzentrierung nicht eine klare Kalkulation ist.
Ich muss allerdings sagen, dass mir eine spezielle Frage in der Arbeit der Forscher gefehlt hat. Nämlich die, was man bereit wäre zu zahlen, damit bestimmte Leute, die man nun wirklich nicht mag, für mindestens ein Jahr von Facebook fernbleiben. Das wäre ein interessantes Businessmodell von Facebook und vielleicht einträglicher als der derzeitige Aktienkurs. Also, mir würden schon ein bis zwei Freunde einfallen, die ich bisher nicht gegen einen Burger getauscht habe, deren Absenz mir aber mindestens einen pro Monat wert wäre ... hoffentlich mag Mark Zuckerberg Fleisch.