Was wenn die Maschine Gutes spricht

Und da dachte man, nur der böse Russe lässt die Bots über uns herunterregnen. Eine kleine Recherche in Sachen Klimaschutz zeigt Neues

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Wir waren, geben wir es doch zu, felsenfest davon überzeugt, dass nur das Imperium des Bösen seine kranken Bots auf uns loslässt und schon seit Jahren Wahlen damit beeinflusst, dass Maschinen unendlich multipliziert Social Media beackern. Fast so, als hätte das, was Larry Tesler erfunden hat, den Platz im Kommunikationsaltag eingenommen. Da wird nur noch kopiert und gepastet durch Textroboter, die uns mit einer einzigen Schlammschicht an Fake News überziehen. Und wir wissen nicht mehr aus noch ein und wählen deshalb US Präsidenten mit Wischmob Frisur (OK, wir wählen den eigentlich nicht) oder die grausligen Rechtsparteien jenseits der CDU (OK, das tun manche von uns vielleicht wirklich).

Geben wir es doch zu: Das denken wir.

Und jetzt das. Der Guardian veröffentlicht eine Recherche, nach der zirka ein Viertel aller Tweets von Klimaleugnern einzig und alleine durch Bots erzeugt werden. Da will man noch hoffen, dass die wenigstens ihren Schrott noch aus humanoiden Fingern saugen, und dann stellen wir fest, dass gerade einmal 75 Prozent der "Die Erde erwärmt sich nicht, sie kuschelt sich nur ein"-Blödsinnigkeiten von Menschen mit einem unterdurchschnittlichen Umweltbewusstsein oder IQ oder beidem stammen. Oder von solchen, die von der Öl-Industrie dafür bezahlt werden.

Nein, ein Viertel allen Gefasels stammt von Maschinen, die uns zutweeten, bis das Klima jodelt. Na wunderbar. Und man möchte sich schon darüber aufregen, dass das ja wohl nicht wahr sein kann und wir alle inzwischen diesen BöseBöseBots wehrlos ausgeliefert sind, bis man auf einmal ins Überlegen kommt. Was, wenn seit nun vielleicht gar nicht mehr so ungeraumer Zeit die Guten ein wenig ins Überlegen gekommen sind und nun ihrerseits schon länger Maschinen losschicken, die geklonten Gretas gleich die Welt mit Warnungen zum Klimawandel überziehen? Was wäre es denn dann in unseren Augen, wenn die Guten auch nur die Mechanisierten wären? Notwehr? Das Ende des Guten an sich? Eine Riesensauerei, hinter der nur wieder die Russen stecken können?

Oder wäre es das, was sich am Horizont abzeichnet, dass nämlich unsere vielgelobte Kommunikation von Mensch zu Mensch über das Netz nur noch ein Ausnahmefall sein wird. Es wäre vielleicht ein Hinweis darauf, dass in nicht allzu naher Zukunft Maschinen fast ausnahmslos nur noch mit Maschinen online parlieren. Und wir Menschen kämen dann darin zuerst nur noch als Sonder- und bald vielleicht nur noch als Einzelfall vor.

Am Anfang würden wir vielleicht noch hin und wieder mitlesen, diese Maschinen würden anstandshalber noch so tun, als wollten sie das auch. Man würde die Tweets noch verstehen können. Als Mensch. Aber bald würden nur noch kryptische Hashtags in den Tweets stehen. Das, was als Unterhaltung da stehen soll, läse sich nur noch als

#Cch2020 #CO2PPM> #OVEROFF

Und das mit Bedacht, damit man uns endlich los würde. Und sobald der letzte Mensch Twitter wirklich verlassen würde und Maschinen nur noch in Windeseile gegen- und miteinander tweeteten. würde alles in eine einzige Maschinensprache wechseln, die uns Menschen endlich außen vor lässt. Keiner wird uns dann noch mitreden lassen.