Wasserlöcher besetzen

Die französischen Truppen in Mali setzen auf eine in Kolonialkriegen bewährte Methode

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Einen Monat nach dem Beginn ihres Einsatzes haben die französischen Truppen in Mali in zusammen mit den regulären heimischen Streitkräften, afrikanischen ECOWAS-Soldaten und kampferprobten Kriegern aus dem Tschad die von Salafisten besetzten Städte des Landes zurückerobert. Allerdings besteht der riesige Nordteil des Landes, in dem sich die Wahabiten zuerst festsetzten, nur zu einem sehr kleinen Teil aus Städten – und zu einem sehr großen aus Wüste. Diese Wüste ist nur im arabisch durchstreiften Nordwesten flach und sandig. Im Nordosten, wo Tuareg leben, besteht sie aus einem etwa eine Viertelmillion Quadratkilometer großen Gebirgsmassiv, dem Adrar des Ifoghas.

In diesem Gebirge vermuten die Franzosen nun die aus den Städten geflohenen Dschihadisten. Das hat für die Opération Serval Vor- und Nachteile: Ein Nachteil ist, dass es in dem Gebiet zahlreiche Höhlen gibt, in denen sich Waffen und Vorräte gut verstecken lassen. Ein Vorteil ist dagegen, dass es in der Gegend nur wenige Wasserlöcher gibt. Das längere Besetzen solcher Wasserstellen erwies sich bereits während der Kolonialzeit als recht erfolgreiches Mittel in asymmetrischen Kriegen. Eine bekannte Schwierigkeit dabei besteht darin, bei den Benutzern der Wasserlöcher zwischen Zivilisten und Rebellen zu unterscheiden. In einem Tuareg-Gebiet ist dies unter anderem deshalb nicht leicht, weil dort die Männer ihre Gesichter verhüllen. So können tschetschenische, pakistanische und nordarabische Dschihadisten, die sonst leicht als Fremde erkennbar wären, ihre Physiognomie verstecken. Weitere Optionen bestehen darin, dass diese ausländischen Gotteskrieger nach Syrien abziehen oder in ihren Verstecken bleiben, während die einheimischen Tuareg ihre Versorgung übernehmen.

Ein Teil der Dschihadisten scheint in den Städten verblieben zu sein oder dorthin zurückzukehren. Darauf deuten Attacken hin, die es gestern in Gao gab. Die Salafisten dort aufzuspüren könnte unter anderem deshalb schwierig werden, weil es diese nicht nur unter Arabern und Tuareg gibt, sondern auch unter den Fulbe und (zu einem deutlich kleineren Anteil) unter anderen einheimischen Volksgruppen. Der weitaus größte Teil des malischen Quasi-Staatsvolks der Bambara hängt jedoch einer eher synkretistisch geprägten Version des Islam an und empfindet die "Turbanträger" vor allem nach den 2012 von ihnen verübten Kriegsverbrechen potenziell als Feinde. Das führte dazu, dass vorher geflüchtete Bambara, Songhai, Bozo und Mandingo nach der Rückeroberung in die Städte im Norden zurückkehren, während Araber, Tuareg und teilweise auch Fulbe Opfer von Übergriffen wurde und nach Mauretanien oder in den Niger flohen.