Windkraft: Innovation unerwünscht
Wenn Aserbaidschans Lobbyisten Gesetze schreiben, die die Energiewende hierzulande fördern sollen
Es sind Wahlkampfzeiten. Zeiten, in denen die Parteien und ihre Spitzenkandidaten, vor allem solche die bisher das Sagen hatten, ganz fest auf die Wählerinnen und Wähler vertrauen. Genauer: Sie bauen auf das, was sie für die vornehmste Eigenschaft ihrer Wählerschaft halten: die Vergesslichkeit.
So kann denn Mr. Cum Ex Olaf Scholz seine Partei aus dem Abgrund der Bedeutungslosigkeit zurück in die schwindelerregenden Höhen ihres voraussichtlich lediglich zweitschlechtesten Wahlergebnis in der Geschichte der alten und neuen Bundesrepublik führen.
Und so können jene, die weder Mautsystem, Corona-Apps noch Digitalisierung hinbekommen, jene, die in den vergangenen 25 Jahren einen Felsbrocken nach dem anderen auf die neuen Wege der Stromerzeugung gerollt haben, munter über "Technologiestandort" und "Innovation" plaudern.
Ein besonderes Schmankerl aus dieser Rubrik wurde am Dienstag vergangener Woche am Rande der "Husum Wind" offenbar, einer traditionsreichen internationalen Messe der Windenergiebranche an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste.
Die Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energien, Simone Peter, berichtete auf Twitter aus der grauen Stadt am Meer, dass neu entwickelte Windkraftanlagen hierzulande dem Gesetzgeber offenbar nicht willkommen sind.
Der deutsche Hersteller Nordex müsse seine neuen Pilotanlagen des Modells 1636x in den Niederlanden errichten. Der Grund: Im Erneuerbare-Energien-Gesetz sind nur Pilotanlagen mit bis zu sechs Megawatt Leistung vorgesehen, die Weiterentwicklung von Nordex wird jedoch eine Leistung zwischen sechs und sieben Megawatt haben.
Nun gibt es zwar seit mehr als 20 Jahren eine Lernkurve, die zu immer größeren und effektiveren Anlagen führt, auch gibt es längst einige Typen mit über neun Megawatt Leistung, etwa beim dänischen Weltmarktführer Vestas. Aber im "technologieoffenen" Land der Ideen hat man an derlei – wie es aussieht – kein Interesse.
Könnte natürlich auch daran liegen, dass man Lobbyisten der aserbaidschanischen Ölindustrie und Windenergiegegner an den regelmäßigen Änderungen des EEG hat mitschreiben lassen. Ganz "technologieoffen".