Junge Deutsche haben keine Lust auf Arbeit

Eine Frau ist vor dem Computer im Büro eingeschlafen. Das ist ein Spiegel der Arbeitsmoral unter jungen Deutschen.

(Bild: Raushan_films / Shutterstock.com)

Eine Umfrage zeigt: Die Motivation am deutschen Arbeitsplatz sinkt. Viele Beschäftigte spielen mit dem Gedanken an einen Jobwechsel. Was sind die Gründe?

Ob am Bau, in der Fabrikhalle oder im Büro – die Motivation der deutschen Arbeitnehmer lässt zu wünschen übrig. Nur 48 Prozent geben an, bei der Arbeit ihr Bestes zu geben. Damit liegen die Deutschen unter dem internationalen Durchschnitt von 54 Prozent, wie eine Umfrage der Prüfungsgesellschaft EY unter 17.350 Menschen weltweit zeigt.

Motivation sinkt, Jobwechsel lockt

In anderen Ländern wie Indien oder den USA sieht es besser aus: Hier geben 67 Prozent und 57 Prozent der Befragten an, hoch motiviert zu sein. Besonders die Jüngeren in Deutschland hängen durch: Bei den unter 29-Jährigen fühlen sich nur 43 Prozent motiviert. Bei den Ü60-Jährigen sind es immerhin 63 Prozent.

Die Folge: 42 Prozent spielen mit dem Gedanken an einen Jobwechsel. Nelson Taapken, EY-Experte für Personal, warnt:

Wenn nun die Menschen in Ländern wie Indien und China - unter teils deutlich schlechteren Bedingungen - ihrer Arbeit mit mehr Motivation nachgehen als Angestellte hierzulande, sollte das uns als Gesellschaft, aber vor allem den Arbeitgebern, zu denken geben.

Doch warum ist die Arbeitsmoral so im Keller?

Homeoffice als zweischneidiges Schwert

Ein wichtiger Faktor: das Homeoffice. Für die Hälfte der Befragten ist die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, ein Grund für einen Jobwechsel. Und das, obwohl das Homeoffice Schattenseiten hat: 59 Prozent sagen, dass es schwieriger ist, Kontakte zu Kollegen zu halten. 58 Prozent fällt die Trennung von Arbeit und Privatleben schwer.

Taapken rät: "Eine komplette Abkehr vom Homeoffice wäre trotzdem nicht ratsam. Unternehmen schränken sich in Bezug auf den Pool an Talenten nur unnötig ein, wenn sie auf eine hundertprozentige Büropflicht bestehen."

KI weckt Hoffnungen und Ängste

Ein weiteres großes Thema: Künstliche Intelligenz (KI). 55 Prozent der Arbeitnehmer erwarten dadurch Produktivitätssteigerungen. Aber: 83 Prozent glauben, dass sich ihr Unternehmen stark verändern muss, um KI effektiv zu nutzen. Und nur jeder Vierte bindet KI-Anwendungen bisher umfangreich in den Arbeitsalltag ein.

Die Ergebnisse zeigen: Die Unternehmen müssen sich anstrengen, um die Motivation ihrer Mitarbeiter zu erhalten. Dazu gehören eine gute Firmenkultur, Kommunikation und Führung – aber auch der richtige Mix aus Homeoffice und Präsenz.