"Xxxxxxxx, xxxxx und xxxxxxxxx, ist Erdogan, der Präsident"
ZDF nimmt Jan Böhmermanns Erdogan-Gedicht aus dem Programm
Vor genau einem Jahr hatte Jan Böhmermann mit dem Aprilscherz über Dieter Gornys scheinbare Berufung als "Beauftragten für kreative und digitale Ökonomie" durch Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel das ZDF zu einem Widerruf veranlasst. In der gestrigen Folge von Neo Magazin Royale testete Böhmermann erneut die Grenzen der Satirefreiheit aus.
Böhmermann hatte die Dünnhäutigkeit des türkischen Staatspräsidenten Erdogan aufgegriffen, der die Zensur eines Satire-Videos verlangt hatte, das ihm Zensur nachsagte. Der TV-Entertainer referierte daraufhin über den Unterschied zwischen Satire und Schmähkritik und illustrierte letzteres mit einem Gedicht, mit dem er sich intendiert tief unter die Gürtellinie und weit hinter sämtliche roten Linien begab. Dabei wies er mehrfach sarkastisch darauf hin, dass man dies nicht machen dürfte.
Die Frage, ob die ironisch-politische Performance unter die Meinungs- oder Kunstfreiheit fällt, wird jedoch vermutlich nicht gerichtlich geklärt werden, denn das ZDF zog die Notbremse. So ließ der Sender wissen, "die Parodie über Erdogan" entspreche nicht den ZDF-Ansprüchen an Qualität von Satire. Die Folge wurde inzwischen aus der Mediathek genommen, Kopien bei YouTube wurden entfernt. In der für heute vorgesehenen Wiederholung wird das zumindest Gedicht herausgeschnitten.
Der vormalige Schöffenrichter am Amtsgericht Köln Böhmermann hatte bereits vor einem Jahrzehnt Erfahrung im Medienrecht gesammelt. So wehrte sich der Fußballer Lukas Podolski juristisch gegen Böhmermanns Parodie beim WDR-Sender 1Live. Zwar zog Podolski zurück, verweigerte jedoch seither dem WDR Interviews. Das von Böhmermann dem Fußballer untergeschobene Zitat „Fußball ist wie Schach – nur ohne Würfel!“ wurde 2008 versehentlich beinahe als Fußballerzitat des Jahres prämiert.
In seiner Show macht sich Böhmermann gelegentlich über den DFB-Anwalt Prof. Schertz lustig, den er als Scherzanwalt Dr. Christian Witz auftreten lässt. Da der prominente Medienrechtler privat Satire sehr schätzt, sind insoweit keine Abmahnungen zu erwarten.