Zypernreise ohne Entschuldigung
Benedikt XVI. spricht auf der Mittelmeerinsel über Vieles – aber nicht über die Taten seiner Kirche
Von Freitag bis Sonntag besuchte Papst Benedikt XVI. im Rahmen einer "Apostolischen Reise" die Insel Zypern. Während dieses Besuches sprach Benedikt XVI. über vielerlei Geschehnisse aus verschiedenen Teilen der Welt: Darunter über den in der letzten Woche aufgrund einer "religiösen Eingebung" ermordeten anatolischen Bischof Luigi Padovese, die Konflikte im "Heiligen Land", die Massenflucht von Christen aus den Gebieten des Nahen Ostens und den "theologischen Dialog" mit der Orthodoxie.
Auf zyprische Angelegenheiten ging der Papst dagegen kaum ein. Dabei hätten sich durchaus welche angeboten: Als nämlich die Kreuzritter auf die Insel kamen, da vergewaltigten sie nicht nur die Frauen und plünderten die Häuser – nein, die Bärte der dortigen orthodoxen Geistlichen stellten für sie offenbar eine solch "unwiderstehliche Versuchung" dar, wie es der Historiker George Hill formulierte, dass sich die Streiter für den Papst einen Spaß daraus machen, immer wieder fest daran zu ziehen oder sie den Priestern und Mönchen ganz auszureißen.
Die Päpste versuchten die orthodoxe Kirche während der von 1191 bis 1571 dauernden "Frankenherrschaft" unter anderem dadurch zu dezimieren, dass sie die Zahl der Diözesen um 10 verringerten. Die verbliebenen vier Bischöfe mussten nach Erlass der Zypernbulle von Papst Alexander IV. dem katholischen Erzbischof von Nikosia einen Treueeid schwören. Und wer katholisch getauft wurde, der durfte nach dem Vierten Laterankonzil von 1215 nicht zum griechischen Glauben zurückkehren. Trotzdem waren die Bekehrungsversuche auf Dauer nicht sehr erfolgreich: Heute bekennen sich weniger als zwei Prozent der zyprischen Bevölkerung zum Katholizismus oder zum Maronitentum, einer vor allem im Libanon verbreiteten Religion mit chaldäischem Ritus, die ebenfalls den Papst verehrt.