Zyperns führende Politiker an Kapitalflucht beteiligt?
Während für dieses Jahr bereits von einem Konjunktureinbruch um neun Prozent ausgegangen wird, verdichten sich die Hinweise, dass auch Regierungsvertreter ihre Schäfchen rechtzeitig ins Trockene gebrachte haben
So veröffentlichte die TV-Station Sigma laut Guardian eine Liste mit mehr als 100 Namen von zypriotischen Kontoinhabern, die ihre Gelder – die Rede ist von 700 Mio. Euro - gerade noch rechtzeitig abgezogen haben sollen. Demnach habe A. Loutsios and Sons Ltd, ein Unternehmen im Miteigentum eines Schwiegersohns von Präsident Nicos Anastasiades, in der Woche vor der Bankenschließung 21 Millionen Euro von der Laiki-Bank abgezogen, die nun abgewickelt wird, wobei den Kontoinhabern für Guthaben über 100.000 Euro nun Verluste drohen, die mittlerweile auf 50 bis 80 Prozent der Guthaben geschätzt werden.
Laut der Zeitung Haravgi sollen die Gelder nach London geflossen sein, was das Unternehmen nicht dementiert, sondern als "normalen Geschäftsfall" bezeichnet hatte. Dort wäre das Geld übrigens auch dann in Sicherheit, wenn es schlicht auf ein Konto der britischen Laiki-Tochter gebucht worden wäre, die in drei Filialen in London und einer in Birmingham 15.000 Konten mit insgesamt 270 Millionen Pfund führt, die von der Insolvenz nicht betroffen sind.
Indessen hat Finanzminister Michalis Sarris, der zuvor im Vorstand der Laiki-Bank gearbeitet hatte, unter anderem deshalb bereits seinen Rücktritt bekanntgegeben. Er hat zudem erklärt, die Arbeit einer vom Parlament eingesetzten Kommission aus drei ehemaligen Richtern nicht behindern zu wollen, die sich mit den Ursachen der Krise befassen soll. Die Kommission soll darüber hinaus untersuchen, ob Insiderinformationen über bevorstehende harte Maßnahmen genutzt wurden, um Gelder ins Ausland zu schaffen. Das dürfte jedoch schwierig werden, weil Mitte März mit Zielrichtung auf die berüchtigten russischen Oligarchen bereits offen über Möglichkeiten einer Beteiligung der Kontoinhaber diskutiert wurde.