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Airbnb will wissen, ob wir uns benehmen, erst dann wird gebucht

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Klar kann man nachvollziehen, dass so etwas ja mal kommen musste. Erst neulich hat eine Horde von wildgewordenen Londontouristen einer Freundin von mir deren Wohnung in streichholzgroße Kleinteile zerlegt. Das ist nicht schön, da hätte man vermutlich gerne vorab gewusst, an wen genau man seine Appartment via Airbnb vermietet. Aber kannste halt nicht wissen. Jetzt sitzt sie auf dem Schaden und steigt insgeheim aus dem Geschäftsmodell aus.

Airbnb hat sicher mehr als einen solcher Fälle in letzter Zeit gemeldet bekommen, denn scheinbar etabliert sich eine Kultur der plattwalzigen Vernichtung im Rock 'n Roll-Stil via dieser Vermietungsplattform. Deshalb reagiert man jetzt und arbeitet an einem Tool, das potentielle Mieter auf ihr Online-Profil hin durchleuchtet. Also, wer in Zukunft stolz auf Facebook von einer zertrümmerten Wohnung in Barcelona oder einem in Brand gesteckten Cottage an der englischen Südwestküste erzählt, der dürfte deutliche Schwierigkeiten bekommen, noch einmal auf Airbnb mehr als eine dünnlippige Absage zu erhalten.

Jetzt wissen wir natürlich nicht, wie stark hier wer wie und wie lange zurück online durchleuchtet wird, wenn ein Zimmer gebucht werden soll. Da kann der Kunde ja nicht reinschauen, sonst könnte er das dementsprechend beeinflussen. Vermutlich sollten wir uns aber nicht wundern, wenn in Sozialen Medien in Zukunft vermehrt Fotos zu sehen sind, die so merkwürdige Bildunterschriften tragen wie:

"Hach, eine gemietete Wohnung zu putzen, ist so toll und wie Urlaub."

"Der Vermieter ist so nett, dass ich ihn gleich einmal zum Abendessen einladen musste."

"Diesen 13-wöchigen Benehmkurs kann ich allen statt eines blöden Ballermann-Urlaubs nur dringendst ans Herz legen. Man wird zu einem besseren Menschen."

Ob wir so etwas lesen wollen, das sei einmal dahingestellt, aber das werden wir bei irgendwelchem Foodporn oder den aktuellen politischen Rants auf Instagram oder Facebook schon heute nicht gefragt. Ich frage mich allerdings, ob Airbnb nicht wegen seiner wechselseitigen Bewertungen von Mietern und Vermietern nicht schon genau dieses Tool gebaut hat, um zumindest in einem zweiten Fall gerne und dankend abzulehnen. Aber vielleicht will man eben verhindern, dass Erstkunden die halbe Stadt abfackeln und es dann auch Airbnb technisch wieder sein lassen. Ich meine nur, dass Backgroundchecks durch AirBnb vielleicht auch nicht der feine Zug sind, sollten potentielle Kunden nicht einmal darauf aufmerksam gemacht werden. Aber das hoffe ich doch, nur wird das wohl wieder in einer 132seitigen Auflistung der Geschäftsbedingungen auf Seite 65 versteckt in 5-Punkt-Schrift zu finden sein. Ob so ein Check rechtlich eindeutig OK ist, das weiß ich nicht, aber ich bin ja auch kein Jurist.

Ich gebe hier, liebes Airbnb, nur schon einmal vorsorglich zu, dass ich 1973 einen Kaugummiautomaten zusammen mit drei Freunden in einer Allgäuer Gemeinde aufgebrochen habe und dass ich danach der Brugger Erika an den Zöpfen gezogen habe. Mehrmals. Also, das wollte ich nur gesagt haben, bevor es eh aufkommt und ich dann keine Schlafgelegenheiten mehr in Berlin, Bern oder Barcelona bekomme.