Gaming statt Nachhilfe? Videospiele steigern Intelligenz von Kindern

Kleine Kinder spielen Videospiel zu Hause am Abend

(Bild: Pixel-Shot / Shutterstock.com)

Videospiele gelten oft als Zeitverschwendung. Doch eine US-Studie mit 9.000 Kindern kommt zu anderen Ergebnissen. Was Gamer-Kids ihren Altersgenossen voraus haben.

Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit vor Bildschirmen, sei es mit Fernsehen, sozialen Medien oder Videospielen. Ob an einer Playstation 5, einem Nintendo Switch oder einem PC – mit Computer- und Onlinespielen verbringen junge Gamer im Schnitt 95 Minuten am Tag.

Das hatte der IT-Branchenverband Bitkom am Anfang des Jahres bekannt gegeben. Demnach spielten Kinder und Jugendliche unter der Woche rund 80 Minuten täglich, am Wochenende kommen sie schon auf mehr als zwei Stunden.

Unter Eltern ist es umstritten, wie sich dies auf die Entwicklung ihrer Kinder auswirkt. Eine Studie des Karolinska-Instituts in Schweden aus dem Jahr 2022 beruhigt an dieser Stelle etwas. Denn die Forscher fanden heraus, dass Videospiele die Intelligenz von Kindern steigern können.

Umfangreiche Studie mit über 9.000 Kindern

Für die in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlichte Studie untersuchten Forscher des Karolinska-Instituts und der Vrije Universiteit Amsterdam die Bildschirmgewohnheiten von über 9.000 Jungen und Mädchen in den USA. Im Alter von neun oder zehn Jahren absolvierten die Kinder eine Reihe psychologischer Tests, um ihre allgemeinen kognitiven Fähigkeiten, also ihre Intelligenz, zu messen.

Die Kinder und ihre Eltern gaben zudem an, wie viel Zeit die Kinder mit Fernsehen, Videos, Videospielen und sozialen Medien verbrachten. Nach zwei Jahren wurden über 5.000 der Kinder erneut befragt und getestet. So konnten die Forscher individuelle Veränderungen in der Intelligenzentwicklung beobachten.

Videospiele steigern Intelligenz überdurchschnittlich

Die Ergebnisse zeigen: Kinder, die überdurchschnittlich viel Zeit mit Videospielen verbrachten, steigerten ihre Intelligenz überdurchschnittlich. Im Schnitt erhöhten sich ihre kognitiven Fähigkeiten um 2,5 IQ-Punkte mehr als bei Kindern, die weniger spielten. Fernsehen oder soziale Medien hatten dagegen weder einen positiven noch einen negativen Effekt auf die Intelligenz.

"Unsere Ergebnisse stützen die Behauptung, dass die Bildschirmzeit im Allgemeinen die kognitiven Fähigkeiten von Kindern nicht beeinträchtigt und dass das Spielen von Videospielen tatsächlich dazu beitragen kann, die Intelligenz zu steigern", erläutert Studienleiter Torkel Klingberg, Professor für kognitive Neurowissenschaften am Karolinska-Institut. Dies deckt sich mit Erkenntnissen aus mehreren experimentellen Studien zum Thema Videospiele.

Die Ergebnisse passen auch zu neueren Forschungen, die zeigen, dass Intelligenz keine unveränderliche Konstante ist. Vielmehr kann sie von Umweltfaktoren beeinflusst werden. "Wir werden nun die Auswirkungen anderer Umweltfaktoren untersuchen und herausfinden, wie die kognitiven Auswirkungen mit der Entwicklung des kindlichen Gehirns zusammenhängen", kündigte Klingberg an.

Einschränkend wiesen die Forscher darauf hin, dass die Studie nur Kinder aus den USA umfasste und nicht zwischen verschiedenen Arten von Videospielen unterschied. Auch könnten Fehler bei der Selbsteinschätzung der Bildschirmzeit die Ergebnisse beeinflusst haben. Dennoch liefert die Studie wertvolle Hinweise darauf, dass Videospiele die kognitive Entwicklung von Kindern fördern können.

Eltern sollten Spiele ihrer Kinder kennen

Für Eltern bedeuten die Ergebnisse jedoch nicht, ihre Kinder unkontrolliert spielen zu lassen. Denn die Studie untersuchte nicht die Auswirkungen auf körperliche Aktivität, Schlaf, Wohlbefinden oder schulische Leistungen. Auch Suchtgefahren bleiben bestehen.

Entscheidend ist, welche Spiele Kinder nutzen. Gewalthaltige Spiele wie "Grand Theft Auto" oder "Assassin’s Creed" sind für Kinder ungeeignet. Lernspiele oder Rätsel auf Konsolen wie der Nintendo Switch können hingegen die Entwicklung fördern. Eltern sollten die Spiele ihrer Kinder daher kennen und die Spielzeit im Blick behalten. So können Videospiele die Intelligenz von Kindern fördern, ohne andere Lebensbereiche zu beeinträchtigen.