1 zu 0 für "Black Book"
Richter verfügt Schließung einer Schweizer Anti-Spam-Seite
Bis am kommenden Dienstag muss die Website bbook.trash.net heruntergefahren werden. Die Site liefert detaillierte Informationen über die CD-Rom "Black Book 2000", die möglicherweise als Spammer-Tool eingesetzt werden könnte. Dem Vertreiber der CD wird vorgeworfen, er habe die Personendaten mit teils illegalen Methoden beschafft. Dieser klagt nun gegen den Betreiber von bbook.trash.net wegen Ehrverletzung und hat vor Gericht erwirken können, dass als erste Maßnahme die Site bis zur rechtskräftigen Erledigung des ordentlichen Prozesses vom Netz genommen werden muss.
Spamming, also das unverlangte Zusenden von Werbung per E-Mail ist zwar rechtlich in der Schweiz nicht verboten, so doch für viele Internet-User ein tagtägliches Ärgernis. Die Swiss Internet User Group SIUG kämpft seit ihrer Gründung vor zwei Jahren gegen diese und andere kommerzielle Anwendungen des Internet und ist Mitorganisator des Big Brother Award in der Schweiz.
Im April ist die SIUG nun auf eine CD-ROM aufmerksam geworden, die offenbar das Spamming erleichtern soll. Auf dem Silberling namens "Black Book 2000" sind nach eigenen Angaben über 450'000 E-Mail Adressen enthalten. Als Verwendungszweck wird etwa die Erstellung von Newsletters und Groupmails empfohlen. Die einzige Person, die bislang als möglicher Autor der CD in Erscheinung getreten ist, ist der Webdesigner und Programmierer Fausto G. Farinoli aus Zürich. Seine genaue Rolle ist jedoch weiterhin unklar. An der gestrigen Gerichtsverhandlung gab er zu verstehen, dass er nur für den Support zuständig sei und beim Erstellen der CD die Webbots programmiert habe, die im Internet nach E-Mail Adressen gesucht haben. Auch habe er nicht auf die Datenbank der Schweizer Domainregistrationsbehörde SWITCH zugegriffen, um so im großen Stil an verwertbares Adressmaterial zu gelangen. Noch Ende April hatte Farinoli gegenüber der Online-Ausgabe der Zeitschrift PC-Tip zugegeben, auf die SWITCH-Datenbank als Ressource für seine sogenannte Marketing-CD zugegriffen zu haben. Sollte dies tatsächlich der Fall gewesen sein, hätte er nach Ansicht der SIUG gegen die User Policy der SWITCH verstoßen, die einerseits den Zugriff auf Inhaberdaten limitiert und andererseits nur gezielte Fragen zu den registrierten Domains zulässt.
Um solche und andere Vorwürfe gegen Farinoli geht es jedoch vorerst nicht. Im Gegenteil. Vor Gericht stand gestern Nachmittag der 21 jährige Roman Racine, Student der Physik in Zürich. Racine zeichnet verantworlich für die Domain bbook.trash.net. Dort wird der noch nicht genauer geklärten Beschaffung der Daten für "Black Book", sowie der undurchsichtige Autorenschaft der CD detailliert nachgegangen. Farinoli hat die Existenz dieser Website zum Anlass genommen, um gegen Racine wegen Ehrverletzung zu klagen und beantragte die sofortige Schließung der Site. Einer superprovisorischen Verfügung ist der Richter zwar nicht nachgekommen, in einer Vergleichsverhandlung hat nun aber Racine einer Schließung der Site bis spätestens am kommenden Dienstag statt gegeben. Solange nicht juristisch geklärt sei, ob die gemachten Äußerungen ehrverletzend sind, dürften die Behauptungen nicht weiter öffentlich verbreitet werden, so die Meinung des Richters.
Eine Gegenleistung wird aber auch vom mutmaßlichen "Black Book"-Autor verlangt: Er muss ebenfalls bis Dienstag bei der Domainregistratur Networksolutions den Fake-Eintrag, den er auf den Namen von Roman Racine registriert hatte, löschen lassen. Damit wollte Farinoli beweisen, dass der Registrant nichts mit der Autorenschaft einer Domain zu tun haben muss, um sich selbst aus dem Schussfeld der Kritik im Zusammenhang mit dem Vertrieb der Black Book CD zu manövrieren. Die Domain der Bezugsadresse www.carfashop.com lautet nämlich auf Farinoli.
Juristisch ist die Affäre "Black Book" noch lange nicht zu Ende. Nach der Behandlung der Ehrverletzungsklage mit Schadenersatzforderungen ist Racine als Kläger an der Reihe. Er hat gegen Farinoli schon vor einer Weile Strafanzeige eingereicht - welche Punkte darin genau enthalten sind, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht näher bekannt.