130.000-Mann-Manöver mit russischen, chinesischen und indischen Soldaten
Ziel der Militärübung "Tsentr 2019" ist der "Kampf gegen den internationalen Terrorismus" und die "Gewährleistung der militärischen Sicherheit hinsichtlich der strategischen Ausrichtung Zentralasiens"
In Russland konzentrieren sich die Militärmanöver jedes Jahr auf einen der vier Militärbezirke: Zapad (Westen), Wostok (Osten), Kavkaz (Süden) und Tsentr (Mitte). An der aktuellen Übung Tsentr 2019 nehmen mit knapp 130.000 Soldaten deutlich weniger teil als die 300.000, die im letzten Jahr an Wostok 2018 beteiligt waren (vgl. Russland und China demonstrieren Kooperation mit massiver Militärübung). Dafür kommen die Teilnehmer nicht nur aus Russland und China, sondern aus sechs weiteren Staaten: Indien, Pakistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan.
Das ist insofern bemerkenswert, als die Verhältnissse zwischen mehreren dieser Länder nicht spannungsfrei sind. Die beiden Über-1,3-Milliarden-Einwohner-Mächte China und Indien sind nicht nur Rivalen, sondern hegen auch immer noch ungelöste Territorialstreitigkeiten um die Himalayagebiete Arunachal Pradesh, Demchok, Aksai-Chin und das Shaksgam-Tal. Drei dieser Gebiete waren Teile des ehemaligen Fürstentums Kaschmir, um dessen Resterbe sich Indien mit Pakistan streitet (vgl. Kaschmir: Verfassungsänderung via Eildekret).
"Botschaft an den Westen"?
Die Staatsführungen Chinas, Indiens und (mit Einschränkungen) Pakistans haben jedoch auch ein gemeinsames Ziel, das sie mit denen in Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan teilen: Die Bekämpfung islamistischer Terroristen, die in den letzten Jahrzehnten in all diesen Ländern ein Problem waren - von tschetschenischen Wahhabiten in Russland bis hin zu paschtunischen Taliban in Pakistan. Der Kampf gegen solche Dschihadisten ist eines der erklärten Ziele von "Tsentr 2019".
Das andere erklärte Ziel, die "Gewährleistung der militärischen Sicherheit hinsichtlich der strategischen Ausrichtung Zentralasiens", ist etwas wolkiger formuliert und hat in westlichen Medien wie CNBC die Befürchtung genährt, dass die Übung auch eine "Botschaft an den Westen" senden soll, was der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu jedoch (zumindest offiziell) verneint.
"Umfassende strategische Koordinationspartnerschaft für eine neue Ära zwischen China und Russland"
Außer auf den russischen Manövergeländen Tozkij, Dongus (beide Oblast Orenburg), Safakulewo (Oblast Kurgan), Tschebarkulskij (zwischen Ufa und Jekaterinburg), Jurginskij (Oblast Kemerowo), Alejskij (Krai Altai), Aschuluk (Oblast Astrachan) und Adanak (Dagestan) übt man diesmal auch auf solchen der zentralasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken.
Russland stellt bei der Übung mit 128.000 Soldaten, 15 Schiffen, 600 Flugzeugen, 250 Kampfpanzern, 450 Schützenpanzern und 200 Raketenwerfern und Kanonen den mit Abstand größten Anteil an Menschen und Material. Das zweitgrößte Kontingent kommt mit 1.600 Soldaten, 96A-Kampfpanzern, H-6K-Bombern, JH-7A-Kampfbombern, J-11-Kampfflugzeugen, Il-76- und Y-9-Transportflugzeugen und Z-10-Kampfhubschraubern von der chinesischen Volksbefreiungsarmee. Deren teilnehmender Kommandant Ma Qixian verlautbarte, das gemeinssame Manöver habe nicht nur eine "wesentliche Bedeutung" für die transnationale Terrorbekämpfung, sondern "verbessere" und "vertiefe" auch die "umfassende strategische Koordinationspartnerschaft für eine neue Ära zwischen China und Russland".
Andere Bestandteile dieser "neuen Ära" sind ein am 5. September geschlossenes militärisches Kooperationsabkommen und gemeinsame Luftpatrouillen über dem chinesischen und dem japanischen Meer.
Marinemanöver mit Indien und Iran
Mit Indien plant Russland im Dezember das erste gemeinsame Marinemanöver "Indra", für das die Fregatte Yaroslav Mudry und andere Schiffe der Baltischen Flotte in den Indischen Ozean fahren. Dort, im Indischen Ozean, soll dann auch ein gemeinsames Manöver mit iranischen Schiffen stattfinden, wie die russische Nachrichtenagentur TASS am 2. September meldete.
Eher verschlechtert als verbessert hat sich dagegen das Verhältnis zwischen Russland und einem anderen Gegner der USA: Nordkorea. Das russische Außenministerium bestellte nämlich einen ranghohen nordkoreanischen Diplomaten ein, nachdem Nordkoreaner am Dienstag drei Angehörige der russischen Küstenwache anschossen, als sie beim illegalen Fischen in russischen Gewässern vor Primorje erwischt wurden. Danach beschlagnahmten die Russen das nordkoreanische Fischerboot und dessen Begleitschutz, wobei 161 Nordkoreaner festgenommen wurden.
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