15jähriger kanadischer Junge soll einen der DDoS-Angriffe begangen haben
Mafiaboy wurde auf Kaution freigelassen und darf nicht mehr ins Internet; 2600.com äußert berechtigte Zweifel, dass die Polizei den Schuldigen erwischt hat
Die kanadische Polizei hat den vermeintlichen Schuldigen für die DDoS-Angriffe Anfang Februar auf die Website von CNN festgenommen. Der 15jährige "Mafiaboy" hatte sich in Chat-Räumen damit gebrüstet, die Angriffe durchgeführt zu haben.
In Kanada drohen dem Jungen bis zu zwei Jahren Gefängnisstrafe. US-Generalstaatsanwältin Janet Reno konnte jetzt endlich die Polizeiarbeit und die Kooperation zwischen kanadischen und amerikanischen Behörden würdigen. In der Festnahme sieht sie einen Beweis für die Fähigkeit, die Cracker zu jagen, wo immer sie auch leben mögen. Die Suche nach den weiteren Verantwortlichen gehe weiter.
Mafiaboy, der am Samstag festgenommen wurde, wurde am Montag wieder durch Zahlung einer Kaution auf freien Fuß gesetzt. Allerdings darf er nicht mehr ins Internet und an Orte wie Bibliotheken, Universitäten oder Geschäfte gehen, wo er einen Zugriff auf Computer hat. Ein Computer darf er nur zum Lernen und unter Aufsicht benutzen, aber auch dann nicht ins Internet gehen. Mit seinen drei engsten Freunden darf er nicht mehr in Kontakt kommen.
Vor der Festnahme hatte die kanadische Polizei wegen des Verdachts der DDoS-Angriffe den Jungen wochenlang abgehört und dabei auch Gespräche seines Vaters belauscht, der offenbar einen geschäftlichen Konkurrenten bedrohen wollte. Auch der Vater wurde am Samstag wegen Verschwörung zur Begehung einer Straftat festgenommen und gegen Kaution sowie der Auflage, sich dem Haus des Konkurrenten nicht zu nähren, wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Eile der Festnahme von "Mafiaboy" rührte offensichtlich vor allem daher, dass man wegen der geplanten Tat des Vaters nicht länger warten wollte.
Die Auswertung der Dateien auf dem Computer des Jungen und der wochenlang belauschten Gespräche kann sich noch lange hinziehen. Sein Rechtsanwalt scheint das Verfahren eher auf die Websites konzentrieren zu wollen, die es versäumt hatten, sich besser gegen Computervandalismus zu schützen: "Wir können einen langen, komplexen und sehr technischen Prozess erwarten, der sicherlich auch Licht darauf werfen wird, wie der 15jährige Junge das gegenüber einem multinationalen Konzern, von dem man hätte erwarten können, dass er mit den besten und modernsten Sicherheitssystemen ausgerüstet ist, getan haben könnte, was ihm vorgeworfen wird."
2600 stellt allerdings den Erfolg der Polizei der in Frage. Einige aus der Gruppe hätten, kurz nachdem der Name Mafiaboy erstmals erwähnt wurde, den Namen in entsprechenden IRC-Räumen verwendet und dabei einige Hinweise auf den Herkunftsort angegeben, also dass Mafiaboy in einem Land mit Schnee lebe, überdies habe man einige französische Worte eingefügt, so dass der Verdacht auf Quebec fallen könnte. Innerhalb von Sekunden seien mehrere Menschen mit ihnen Kontakt getreten, die glaubten, nun den Verantwortlichen gefunden zu haben. Darunter sei auch derjenige gewesen, der angeblich die Polizei auf die Spur von Mafiaboy gebracht habe. Man sei überrascht gewesen, dass dann die Spur des Täters angeblich tatsächlich nach Kanada geführt hatte (Coolio, Mafiaboy und andere Verdächtige).
Nachdem der Hauptvorwurf gegen den kanadischen Jungen sei, dass er unter dem Pseudonym Mafiaboy, das jeder Beliebige verwenden könne, in Chat-Räumen geprahlt habe, bestehe großer Zweifel, ob es sich wirklich um den Täter handle. Falls dies die verantwortliche Person ist, würde man härtere Beweise für seine Schuld sehen wollen, die veröffentlicht werden sollten: "Sonst werden wir weiterhin annehmen, dass die Behörden und die Medien mehr daran interessiert sind, eine Warnung zu versenden, als wirklich nach gerechter Bestrafung zu suchen."