5G: Kann ein Inder die Chinesen ersetzen?
Der indische Riese RIL will in die Huawei-Lücke springen und eigene 5G-Technologie anbieten
Nachdem sich immer mehr Länder der mit Nachdruck vertretener amerikanischen Bitten beugen, beim Aufbau der 5G-Netze keine Hardware der chinesischen Firma Huawei einzusetzen (vgl. Trumps Huawei-Verbotsdekret und Das "beste Mittel", um die Sicherheit von 5G zu garantieren), stellt sich auch in immer mehr Ländern die Frage nach Alternativen dazu.
Bisher gelten vor allem der finnische Nokia- und der schwedische Ericsson-Konzern als Ersatzlieferanten (wobei letzterer das potenzielle Problem hat, dass er mit Panda Electronics zusammenarbeitet - einer chinesischen Firma, die seit Juni auf einer Schwarzen Liste des US-Militärs steht). Nun hat Mukesh Ambani, der Vorsitzende des größten indischen Privatunternehmens Reliance Industries Limited (RIL) auf der 43. Jahresversammlung seines Konzerns mitgeteilt, dass er 5G-Technologie entwickeln lässt, die seinen Vorstellungen nach nicht nur in Indien, sondern auf der ganzen Welt zum Einsatz kommen soll.
Großbeteiligte Google und Facebook
RIL ist ein Mischkonzern, der von Arzneimitteln bis hin zu Logistik eine sehr breite Palette an Waren und Dienstleistungen anbietet. Vor zehn Jahren übernahm er den Mobilbreitbandspezialisten Infotel, mit dem er den indischen Telekommunikationsmarkt anführt (vgl. Neuer Big Player im indischen Telecom-Markt).
Die 5G-Technologie, die bereits innerhalb eines Jahres einsatzfähig sein soll, wird Ambani zufolge von der RIL-Telekommunikationstochter Jio ausgetüftelt. An diesem Unternehmen erwarb Google gerade einen Anteil von 7,7 Prozent und einen Sitz im Verwaltungsrat- für viereinhalb Milliarden Dollar (vgl. Google investiert Milliarden in Indiens Digitalisierung). Ein noch größerer amerikanischer Minderheitsaktionär dort ist der Facebook-Konzern, der für 5,7 Milliarden Dollar Anteile hält.
Von der US-Administration haben diese amerikanischen Unternehmen wegen ihrer Investition nichts zu befürchten. Der amerikanische Außenminister Mike Pompeo lobte Jio gestern sogar ausdrücklich als "sauber".
Von Huawei gibt es bislang noch keine offizielle Stellungnahme zur Ankündigung des sechstreichsten Mannes der Erde, der gerade die Google-Gründer Larry Page und Sergej Brin überholt hat. Ren Zhengfei, der Gründer von Huawei, hatte davor zur BBC gemeint, wenn im Westen die Lichter ausgingen, dann werde "der Osten immer noch leuchten", und wenn der Norden dunkel sei, dann gebe es "immer noch den Süden". Fällt der indische Markt weg, dann wird allerdings sowohl der Osten als auch der Süden ein gutes Stück kleiner.
Samsung arbeitet schon an 6G
Der südkoreanische Samsung-Konzern, an den die britische Regierung bezüglich eines Ersatzes für die Huawei-Hardware herantrat, beschäftigt sich inzwischen schon mit dem Nachfolger 6G. Wie er am Mittwoch bekannt gab, könnte diese Technologie vielleicht schon ab 2028 kommerziell zu Verfügung stehen. Zwei Jahre früher, als bisher angenommen - und ein Jahr nach dem Termin, bis zu dem britische Provider ihre bereits gekaufte Huawei-Hardware austauschen müssen.
6G soll mit Datenraten von 1000 Gbps 50 Mal so schnell sein wie 5G und damit Dienstleistungen wie "Immersive Extended Reality" (XR), mobile HiFi-Hologramme und "digitale Zwillinge" erlauben. Mehr als von Menschen soll es aber von Geräten genutzt werden: Hier sind bis 2030 500 Milliarden angepeilt - 64 Mal mehr als derzeit Menschen auf der Erde leben.
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