70 Jahre BRD - alles andere als friedliche Anfänge
- 70 Jahre BRD - alles andere als friedliche Anfänge
- Ein neuer Wind bei der Besatzungsbehörde
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Kommentar: Die Bundesrepublik wurde vom ersten Augenblick an auf Schwerindustrie und Kriegsvorbereitung getrimmt
Können Sie sich folgendes vorstellen? Unsere Bundesregierung erscheint zu einem gut ausgeleuchteten Festakt, mit international auserlesenem Publikum. Unter allgemeinem Applaus der anwesenden Gäste in Festgarderobe bekundet die Bundesregierung "ihre ernste Entschlossenheit, die Entmilitarisierung des Bundesgebietes aufrechtzuerhalten und sich mit allen Mitteln, die in ihrer Macht stehen, zu bestreben, daß die Wiederaufstellung bewaffneter Streitkräfte jeder Art verhütet wird."
In dieser umständlichen Ausdrucksweise kommt das Petersberger Abkommen vom 22. November 1949 daher. Die dort verkündeten hehren Ziele hatte die Bundesregierung unter Doktor Konrad Adenauer mit den Alliierten Westmächten, die damals Deutschland kontrollierten, vertraglich vereinbart.
Machen Sie sich keine Sorgen. Papier ist geduldig. Wir können uns auch hier darauf verlassen, dass unsere Politiker sehr gut zwischen populärem Wunschdenken und tatsächlich vollzogener Realpolitik zu unterscheiden wussten. Dieser hehren Absichtserklärung ging am 23. Mai 1949 die Gründung der Bundesrepublik Deutschland voraus. Die Siegermächte USA, Großbritannien, Sowjetunion und Frankreich hatten seit der Kapitulation des Nazireiches im Mai 1945 vorübergehend die Regierungsgeschäfte für Deutschland durch den Alliierten Kontrollrat selbst übernommen.
Eine Legende und zwei Thesen
Dann war die Sowjetunion aus jenem Kontrollrat ausgeschieden. Die Westmächte führten nämlich, ohne die Sowjetunion auch nur zu informieren, für ihre Besatzungszonen die neue Deutsche Mark als separate Währung ein und erhoben damit die Spaltung Deutschlands zu einer vollendeten Tatsache. Die Sowjets sperrten als hilflose Vergeltung die Westberliner in der Blockade von 1948 für ein Jahr ein - und hatten sich damit selber isoliert und zum allgemeinen Gespött gemacht.
Nun konnte der Westen sagen: seht mal her - mit den Sowjets kann man sowieso nicht vernünftig reden. So ließ sich wunderbar die Legende verkaufen, eine Spaltung Deutschlands sei angesichts sowjetischer Attitüden unumgänglich geworden. "Sorry, you had your chance!"
Nochmal gesagt: eine Legende. Dazu zwei Thesen in den Raum geworfen: Zum einen hatten sehr mächtige Industrielle und Banker in den Vereinigten Staaten von Amerika schon vor dem Zweiten Weltkrieg massiv in Deutschland investiert. Wenn schon Ostdeutschland an die Kommunisten gefallen war, mussten die eigenen Investitionsobjekte wenigstens in einem westdeutschen Teilstaat nach kapitalistischem Reglement gepflegt und weiter ausgebaut werden. These zwei: Die USA hatte bereits seit 1945, spätestens aber seit 1946, Deutschland als strategischen Außenposten ihrer aggressiv nach Osten gerichteten Militärstrategie ausersehen.
These Eins: Der ehrenwerte Kilgore-Untersuchungsausschuss im US-amerikanischen Senat stellte im Jahre 1945 lapidar fest, "dass seit 1918 große Schritte unternommen wurden, um Deutschland wirtschaftlich und industriell auf einen Krieg vorzubereiten".1
Und zwar nicht allein von deutschen Industriellen, Bankern, Politikern und Militärs. Diese hätten für sich genommen gar nichts bewegen können. Denn Deutschland hatte nach den astronomischen Reparationsforderungen der Siegermächte leere Hosentaschen. Üppige Kapitalspritzen von Banken in den USA überschütteten seit dem Abschluss des Dawes-Vertrages die Weimarer Republik.
Betonung der Schwerindustrie
Mit sanftem Druck sorgten die US-Banker dafür, dass die deutsche Wirtschaft in schlagkräftigen Großkonzernen und Kartellen neu organisiert wurde. Berühmtestes Beispiel ist der Zusammenschluss von sieben Chemiefirmen zu den IG Farben. Mit einem Schlag verfügte Deutschland über gigantische Global Player, allerdings finanziell kontrolliert von der Wall Street.
Diese Betonung der Schwerindustrie ging an den vitalen Interessen der Bevölkerung haarscharf vorbei und machte so für sich gesehen keinen ökonomischen Sinn: Industriezyklopen waren in der Weimarer Republik nie auch nur annähernd ausgelastet. Das änderte sich mit der Nazi-Diktatur. Hitlers massive Aufrüstung, finanziert durch eine Kryptowährung mit Namen Mefo-Fonds, brachte endlich die Vollauslastung der Schwerindustrie - zu Lasten der anderen Industriezweige und mit der Folge einer von den Nazis massiv betriebenen Zerschlagung der mittelständischen und kleinformatigen Wirtschaft.2
Entgegen anderslautender Mythen ist festzuhalten: Die deutschen Konzerne waren eng liiert mit entsprechenden Konzernen aus den USA. IG Farben war durch weltweite Revierabsprachen und Patentaustausch (z.B. dem Howard-Ringer-Abkommen von 19393) mit Standard Oil bereits de facto zu einem einzigen Weltkonzern zusammengewachsen.
Man kann die gesamte Schwerindustrie des Dritten Reiches durchdeklinieren: bis auf wenige Ausnahmen wie Siemens war die US-Wirtschaft im deutschen Drittreich omnipräsent. Zudem gab es mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ mit Sitz im schweizerischen Basel seit 1930 ein supranationales Instrument, um Kapitalflüsse von nun an planvoll zu lenken. Sehr zum Ärger des damaligen Präsidenten der USA, Franklin Delano Roosevelt.
Kampf zweier Linien im Machtzentrum der USA
Selbiger versuchte den ungehemmten Bestrebungen der US-Konzerne Bremsen anzulegen, um eine Politik für die gewöhnlichen Leute auf den Weg zu bringen. Man kann hier getrost von einem Kampf zweier Linien im Machtzentrum der USA sprechen: hier der charismatische Präsident aller US-Bürger, mit Trustbustern wie Henry Morgenthau, Harry Dexter White oder Thurman Arnold.
Dort eine Fraktion amerikanischer Unternehmer und Banker, die entweder mit den Nazis offen sympathisierten oder zumindest bereit waren, jeden zu unterstützen, der für den vorteilhaften eigenen Geschäftsverlauf förderlich war. Hier könnte man die Gebrüder John Foster und Allen Dulles von der Anwaltskanzlei Sullivan & Cromwell nennen. Oder Averell Harriman, dessen Privatbank Brown Brothers Harriman glänzende Geschäfte mit Mussolini, Hitler oder auch Stalin machte.
Dokumente über diese letztere Machtfraktion legen den Schluss nahe, dass man hier geradezu auf einen Sieg Hitlers und eine Niederlage der verhassten Linkspopulisten um Roosevelt baute.4 Denn als der Krieg begann, lieferten einige US-Konzerne dringend benötigte Waren zu Vorzugskonditionen an die Nazis, nicht aber an die Streitkräfte der USA.
Eine besonders verwerfliche Rolle spielte in diesem Zusammenhang wieder einmal die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. In deren Vorstand saßen übrigens die Vertreter aller Zentralbanken der damals bedeutenden Wirtschaftsnationen, Freund und Feind, einträchtig zusammen und sorgten dafür, dass alle Mitgliedsländer in jeder Phase des Zweiten Weltkrieges zahlungsfähig blieben, den Krieg weiterführen konnten und somit kein Land wegen Insolvenz aus diesem profitablen Krieg aussteigen musste.
Nur die USA waren nicht mit ihrer Zentralbank, der Federal Reserve, im BIZ vertreten, sondern durch ein Konsortium von Privatbanken unter Führung der damals weltweit mächtigsten Bank, JP Morgan. Die BIZ sorgte dafür, dass Gold, das die Nazi-Aggressoren aus den von ihnen überfallenen Ländern geraubt hatten, auf dem internationalen Goldmarkt angeboten wurde, damit das Nazireich mit Devisen jederzeit militärisch relevante Munition und Rüstungsgüter erwerben konnte.
Auch das Gold von ermordeten KZ-Häftlingen wurde hier umgeschmolzen und in Devisen verwandelt. Es war für die US-Banker auch kein Problem, dass die Nazis auf dem Gipfelpunkt ihrer Macht durch die Annexion anderer Länder und deren Zentralbanken in der BIZ ein Stimmengewicht von über zwei Dritteln erlangt hatten.5
Als das Nazireich endlich am 8. Mai 1945 niedergerungen wurde, war für die vier Siegermächte USA, Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion eigentlich klar, dass diese mächtigen Konglomerate, die so zynisch am Tod von fünfzig Millionen Menschen verdient hatten, zerschlagen werden sollten. So schien es zumindest. Die Nachkriegsordnung von Bretton Woods oder die Beschlüsse der Sieger in Potsdam, ja auch die Direktive JCS 1067 der US-Militärverwaltung sprachen in diesem Sinne eine deutliche Sprache.
Die Staaten als Vollstrecker des Gemeinwillens sollten die Oberhand gewinnen. Und nicht intransparente Machtkonglomerate und Netzwerke, die am Gemeinwohl vorbei ihre Manöver durchzogen. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich sollte zerschlagen werden. So sah es die Regierung unter Roosevelt vor.