71 Prozent der jungen Amerikaner untauglich fürs Militär

Aus der neuen Rekrutierungskampagne der US Army "Warriors Wanted"

Armee findet nicht mehr ausreichend Rekruten, auch weil weniger Interesse zeigen, Amerika militärisch wieder groß zu machen

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Wenn man sich Sendungen wie Ninja Warriors ansieht oder Menschen beobachtet, die im öffentlichen Raum keuchend laufend oder auf dem Fahrrad strampelnd ihren Körper aufrüsten, könnte man glauben, dass man zwar selber vielleicht nicht so fit ist, aber die Menschen um einen herum alles dafür geben, ihren Körper zu stählen, mit Muskeln aufzupeppen, vom Fett zu entschlacken und gesundheitsbewusst länger zu leben. Das scheint jedoch nicht zuzutreffen, wenn es um die körperlichen Leistungskapazitäten der breiteren Bevölkerung und insbesondere der jungen Menschen geht.

Wenn es nach den überkommenen Fitnessansprüchen der Streitkräfte geht, scheint es jedenfalls um den körperlichen Zustand der Menschen nicht zum Besten stehen - aus der Sicht des Militärs selbstverständlich oder der der nationalen Sicherheit. Das mag etwas absurd sein, wenn Soldaten in Panzern und Flugzeugen sitzen, mit Artillerie über weite Entfernungen Ziele bombardieren oder Kampfdrohnen steuern, während KI-Systeme und Roboter mehr und mehr den Menschen ersetzen sollen.

Aber letztlich ist es ein Trugbild, sich vorzustellen, dass irgendwann Roboter als neue Söldnerheere unter sich die Kriege ausfechten werden. Um den Feind zu treffen, wird man auch die Menschen vernichten müssen, die hinter den Robotern stehen. Die Roboter werden also nicht nur da draußen in der Ferne miteinander kämpfen, sondern auch die Stützpunkte angreifen, von denen aus sie gesteuert werden. Aber auch dann ist höchst fraglich, ob noch körperliche Fitness gefragt ist und nicht eher technische Fertigkeiten und Kenntnisse, die auch ein fettleibiger homo sedens erbringen kann.

Noch aber leben wir in einer Zeit, in der die reichen und hochgerüsteten Staaten ihre Soldaten in Kriege fern der Heimat schicken, wo sie in asymmetrischen Kriegen gegen andere, schlechter ausgerüstete Feinde kämpfen. Die Tendenz aber ist, dass nun mit dem Wiederaufleben des Kalten Kriegs auch Kriege mit anderen hochgerüsteten Staaten eintreten können. Im Zentrum stehen die USA, die weiterhin dominierende Weltmacht und militärisch allen anderen Staaten überlegen sein wollen, und in vielen Ländern weltweit in Konflikten involviert sind und/oder Stützpunkte haben.

Aus der neuen Rekrutierungskampagne der US Army "Warriors Wanted"

Nationale Sicherheit wird angeblich von ungesunder Lebensweise bedroht

Mit dem Geldregen aus dem Weißen Haus wird das Problem des Pentagon, genügend neue Rekruten zu finden, noch einmal schwieriger. Das betrifft besonders die Armee, die von 992.000, auf mehr als 1.030.000 anwachsen soll. Jährlich müssen fast 80.000 Rekruten angelockt werden. Das ist, auch wenn laufend die Anforderungen gesenkt und Frauen verstärkt die von Männern hinterlassenen Lücken auffüllen sollen, schwierig, weil 71 Prozent der jungen Menschen im Alter von 17 bis 24 Jahren für den Militärdienst ungeeignet sind. 31 Prozent, weil sie zu dick sind, die Übrigen haben eine zu geringe Ausbildung, sind vorbestraft oder haben Drogenprobleme.

Der Bericht des Council for a Strong America mit dem Titel "Ungesund und unvorbereitet" erklärt dramatisch, dass "die nationale Sicherheit von der Förderung gesunder Lebensweisen ab einem frühen Alter" abhänge. Schließlich seien schon 42 Prozent der Teenager zwischen 16 und 19 Jahren übergewichtig. Der Präsident, der das größte, beste und schlagkräftigste Militär haben will, um Amerika wieder groß zu machen, ist selbst kein Vorbild.

Im Haushaltsjahr 2018 konnte die Army nur 70.000 Rekruten einstellen, 76.500 waren geplant. Das Problem liegt freilich nicht nur daran, dass die meisten jungen Frauen und Männer nach den Maßstäben gar nicht in Frage kommen. Es wollen auch immer weniger zum Militär. Nur noch 11 Prozent der 16-24-Jährigen sagen, sie würden sicher oder wahrscheinlich zum Militär gehen, 2016 waren es noch 13 Prozent.

Wenn es so weiter geht, wird die Lage noch schlimmer werden und müssten die USA, die Mauern gegen Zuwanderer hochziehen und die Einwanderung drosseln, die Schleusen wieder öffnen oder auf Söldnertruppen umsteigen, um Menschen zu finden, die bereit sind, für Amerika zu töten und zu sterben. Allerdings ist das im Grunde schon seit Jahren der Fall, da das Pentagon im Schlepptau militärischer Aktionen im Ausland ein Heer an contractors beschäftigt. Trumps Anti-Ausländer-Politik schlägt nun auch bei denjenigen Nicht-US-Bürgern zu, die sich legal in den USA aufhalten oder aufgehalten haben, den Anforderungen genügen und etwa über das Programm Military Accessions Vital to the National Interest ins Militär eingetreten sind oder wollen, um dadurch schneller die Staatsbürgerschaft zu erwerben.

Was schlägt der Council for a strong America als Lösung des Problems vor? Die amerikanischen Kinder müssten einfach gesünder essen, sich mehr bewegen und überhaupt einen gesünderen Lebensstil pflegen. Dann ist auch Amerika wieder stark an der Front.

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