9/11, die NATO und der Krieg

Seite 2: Faktencheck 9/11

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Die weiterhin in Bremen diskutierten Themen lauteten unter anderem: "Militärische Interventionen zum Schutz von Menschenrechten?" (mit Prof. Reinhard Merkel), "Gladio und die Strategie der Spannung" (mit dem Schweizer Historiker Dr. Daniele Ganser), sowie "Neue Geostrategische Konzepte der USA und die NATO" (mit dem Geschichtsphilosophen und Publizisten Hauke Ritz).

Erstmals in einem solchen Zusammenhang gab es auch einen Themenblock "Historischer Faktencheck zur Debatte um 9/11". Aber auch zu diesem Thema erreichten die Veranstalter vor allem Absagen der angefragten Referenten. Sowohl Prof. Bernd Greiner vom Hamburger Institut für Sozialforschung, als auch Elmar Theveßen, Redaktionsleiter und Terrorexperte des ZDF, kamen nicht nach Bremen - obwohl beide erst kürzlich umfangreiche Bücher zu 9/11 veröffentlicht hatten.

Die Referenten zum "Faktencheck 9/11" waren letztlich der Historiker und Journalist Dr. Florian Huber, bekannt als Autor von Spiegel-TV-Dokumentationen, unter anderem des Films "Der 11. September - Die wahre Geschichte", der 2010 zur Prime Time im ZDF gesendet worden war3, sowie der Autor dieses Textes.

Dr. Huber schilderte in seinem Vortrag den Inhalt dieses Films. Er interpretierte den Erfolg des Anschlags als Geheimdienstversagen und führte dieses auf eine institutionelle Konkurrenz zwischen den Diensten zurück, konkret auf eine Männerfeindschaft zwischen John O'Neill vom FBI und Michael Scheuer von der CIA. Am Schluss seines Papiers stellte Huber diese These jedoch, anders als in seinem ZDF-Film von 2010, wieder in Frage:

Sind für dieses fatale Versagen institutionelle Gegensätze, Revierkämpfe, Rivalität und Ego- Kollisionen ausreichende Erklärungsmuster? Oder deutet das Versagen der Dienste doch eher auf den "inside job", der die Anschläge zuließ?"

Mein eigener Vortrag nahm, darauf folgend, die Entstehungsgeschichte der 9/11 Commission, sowie die Beweislage zur Verantwortung Bin Ladens und der 19 mutmaßlichen Flugzeugentführer in den Blick. Auch das Versagen der Luftabwehr und die Rolle des Militärmanövers "Vigilant Guardian" wurden kurz thematisiert.

In der anschließenden Podiumsdiskussion erklärte Dr. Huber, dass der 9/11 Commission Report innerhalb der Spiegel-Gruppe schon seit Jahren als weitgehend diskreditiert gelte. Schriftlich teilte ich Huber dazu nach der Konferenz mit, dass mich diese Aussage überrascht habe, da der Commission Report im politischen und medialen Mainstream nach wie vor als glaubwürdige und seriöse Grundlage der Berichterstattung zu den Anschlägen behandelt wird. Dazu Huber:

Wie ich auf dem Kongress sagte: 2009, als ich meine Recherchen aufgenommen habe, galt der Report zumindest in der Spiegel-Gruppe als diskreditiert. Man hielt ihn für ein eher peinliches Dokument der Bush-Regierung. (…) Es sind im Report Fehler und Auslassungen unterlaufen, weswegen er meines Erachtens nicht das Prädikat "Abschlussbericht", sondern eher ein "mangelhaft" verdient. Ich selber habe für unseren Dokumentarfilm den 9/11 Commission Report nicht in die Hand genommen. Das heißt aber nicht, dass alles darin falsch sein muss.