Ab dem Jahr 2000 im Weltraum
Seite 4: Neue Weltraumfähren
Um die private Weltraumfahrt anzustoßen, wurde die X Price Foundation - Your Ticket to Space gegründet. 10 Millionen Dollar wurden für die erste Firma ausgeschrieben, die mit der jetzt vorhandenen Technologie eine Raumfähre herstellen kann, die zwei Mal innerhalb von zwei Wochen auf eine Höhe von 100 Kilometern fliegt und drei Menschen transportiert. An die zwölf Unternehmen hätten sich bereits für den Wettkampf eingeschrieben. Der Preis der Stiftung ist dem Wettbewerb nachgebildet, bei dem Charles Lindbergh 1927 über den Atlantik flog.
Ein interessantes Projekt ist der Astroliner von Kelly Space and Technologies, der durch ein Flugzeug zuerst einmal hochgezogen werden soll und dann eine Rakete startet, um sich mit Mach 6,5 in den Weltraum einzutauchen. Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre soll er auf Flügel mit Düsenantrieben umschwenken und auf einem Flugplatz landen können. Im Jahr 2001 soll der erste Start sein.
Der Pathfinder von Pioneer Rocketplane ist nur so groß wie ein Kampfjet und startet mit Düsen. Auf einer Höhe von etwa 10 Kilometern wird er dann an ein Tankflugzeug andocken und flüssigen Sauerstoff aufnehmen. Mit dem Raketenantrieb wird er schließlich mit Mach 12 in die Erdumlaufbahn fliegen.
Die Mayflower II von Advent Launch Services hingegen wird senkrecht vom Meer aus starten und wie ein Wasserflugzeug bei der Rückkehr landen. Der Start aus dem Meer ist nicht nur billiger, wenn es denn funktioniert, man vermeidet auch mögliche rechtliche Schwierigkeiten. Civilian Astronaut Corps, ein Tourismusunternehmen, hat sich bereits die Mayflower für den Flug in den Weltraum zu einem Preis von 5000 Dollar entschieden.
Schließlich entwickelt die Rotary Rocket Company den sogenannten Roton aus, der sich, wie der Name schon sagt, dreht, so daß das Kerosin und der flüssige Sauerstoff durch eine einfache zentrifugale Kraft in die 96 Verbrennungskammern gelangen und nicht, wie üblich, durch schwere Pumpen. Die Verbrennungskammern sind am Rande einer rotierenden Scheibe mit einem Durchmesser von sieben Metern angebracht. Diese Scheibe wird vor dem Start mittels eines hydraulischen Motors auf eine Geschwindigkeit von 700 Umdrehungen pro Minute gebracht, später wird sie vom Verbrennungsmotor angetrieben. Weiteres Gewicht soll durch den Einsatz von Garphitverbindungen für die Hülle gespart werden, die leichter und stärker als das übliche Aluminium sind. Daher könnte die Fähre von Gary Hudson erheblich mehr Treibstoff mit sich führen, der möglicherweise ausreicht, um in den Orbit zu gelangen. Eigenwillig wird Roton auch auf die Erde zurückkehren. An seiner Spitze befinden sich vier 15 Meter lange Propellerflügel, die sich während des Aufstiegs an den Seitenflächen befinden. Erst wenn Roton beginnt, wieder zur Erde zurückzukehren, breiten sich die Flügel aus und bremsen den Abflug.
Neben Starchaser mit Thunderbird ist eine der europäischen Firmen, die sich am Weltraumtourismus beteiligen wollen, die Bristol Spaceplane Limited, deren Direktor David Ashford für seinen Ascender die vor 35 Jahren für suborbitale Flüge gebaute X-15 für den Transport von vier Passagieren ausbauen will und der glaubt, daß bald Millionen von Menschen jährlich mit Weltraumlinien, die mehrmals am Tag fliegen, den Orbit besuchen werden. Ashford geht davon aus, daß bei entsprechender Finanzierung der Ascender in 6 Jahren den Weltraumtourismus eröffnen könnte, und er hat bereits mit Spacecab und Spacebus darauf aufbauende wiederverwendbare Raumfähren. Wenn denn jährlich eine Million Touristen sich in den Weltraum begeben wollen, wie er meint, sobald der Preis für eine Person um die 10000 Dollar ist, brauche man schließlich mehr als 50 Raumflugzeuge.
Zum Bau von Ascender sollen bestehende Materialien und vorhandene Maschinen benutzt werden. Es soll von einem normalen Flugplatz mit Düsenantrieb starten können und ab einer Höhe von 8 Kilometern dann den Raketenantrieb benutzen, um bis auf 100 Kilometer hoch zu fliegen. Auch landen soll es nach einer halbstündigen Fahrt auf einem normalen Flugplatz. Der Spacebus - nach dem Modell etwa der Concorde - soll an die 50 Passagiere transportieren. Mit ihm wird eine kleineres Raumfahrzeug huckepack mitgeschleppt, daß dann für einige Passagiere einen weiteren Flug im Raum ermöglicht. Gedacht ist der Spacebus als Zubringer und Versorger für Weltraumhotels und natürlich auch für das naheliegendere Geschäft mit Satelliten.
Daneben gibt es noch eine Reihe von anderen Vorschlägen, beispielsweise den, einen Weltraumlift zu bauen, an dessen Ende sich in der Höhe von etwa 1000 Kilometern ein Hotel befindet. Reisende würden zunächst auf ein Dock in Höhe von 200 Kilometren durch ein noch nicht existierendes wiederverwendbares Raumflugzeug gebracht und dann im mit Solarenergie betriebenen Gondeln an Kabeln den Rest im Verlauf mehrerer Stunden hochgleiten. Vom Weltraumhotel aus könnte man dann auch Ausflüge zum Mond machen. Solche frei über der Erde kreisenden Weltraumlifte wurden bereits in den 60er Jahren vom russischen Wissenschaftler Artsutanov vorgeschlagen. Die NASA zeigt sich gegenüber solchen Ideen allerdings skeptisch.
Klar jedoch ist, daß die Voraussetzung für jede Art von kommerzieller Erschließung eines möglichen Marktes für den Weltraumtourismus die Existenz von wiederverwendbaren und relativ billigen Weltraumfähren ist. Bis dahin werden wir weiterhin den Astronauten zusehen.
Fortsetzung: Angebote zum Weltraumtourismus