Abuja-Anschlag: Präsident beschuldigt Boko Haram

Bei der Bombenexplosion auf einem Busbahnhof kamen mindestens 71 Menschen ums Leben

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Gestern explodierte auf einem Busbahnhof in Nyanyan in der Nähe der nigerianischen Hauptstadt Abuja eine Bombe, die mindestens 71 Menschen tötete und weitere 124 teilweise schwer verletzte. Die Zahl der Opfer ist auch deshalb so hoch, weil sich der oder die Attentäter eine Uhrzeit ausgesucht hatten, zu der viele Pendler auf dem Weg zur Arbeit waren.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei wurde die Bombe in einer Tasche in einem voll besetzten Bus platziert, der bei seiner Explosion ein großes Loch in den Boden riss und die Tanks zahlreicher weiter Fahrzeuge in Brand setzte, was die Zahl der Opfer vergrößerte. Obwohl es bisher noch keine Bekennerbotschaft gibt, geht der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan davon aus, dass die salafistische Anti-Bildungs-Sekte Boko Haram hinter dem Anschlag steckt. In den letzten Jahren brannte die Sekte in Nord- und Zentralnigeria Dutzende Schulen, Kirchen, Gaststätten, Märkte, christliche Viertel, christliche Dörfer und staatliche Einrichtungen nieder, wobei Tausende Menschen ums Leben kamen.

2012 hatte die Gruppe, die sich selbst "Verband der Sunniten für die Einladung zum Islam und für den Dschihad" nennt, alle aus dem Süden zugewanderten Nicht-Moslems und deren Nachkommen aufgefordert, den Norden Nigerias zu verlassen. Den Zahlen der UNO nach flohen seitdem fast 300.000 Menschen aus den drei nordöstlichen Bundesstaaten Adamawa, Borno und Yobe, in denen seit dem Mai letzten Jahres der Ausnahmezustand gilt. Doch auch mit diesem Ausnahmezustand können ständige Anschläge bislang nicht verhindert werden.

In der Reißbrettstadt Abuja, an der seit den 1980er Jahren mit viel Ölgeld gebaut wird, war es in den letzten Jahren allerdings verhältnismäßig ruhig, nachdem 2010 und 2011 bei mehreren großen Sprengstoffanschlägen Dutzende Menschen ums Leben gekommen waren und man die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verstärkt hatte. Beobachter gehen davon aus, dass die Terroristen den Anschlag deshalb nicht in Abuja selbst, sondern im acht Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Nyanyan verübten.

Die ethnisch und religiös wild gemischte 1,5-Millionen-Metropole liegt in der Mitte eines tief gespaltenen Landes, das die britische Kolonialmacht erst 1914 zusammenfügte. Diese Spaltung spiegelt sich auch in der Politik wieder: Bei der letzten Präsidentschaftswahl 2011 siegte Goodluck Jonathan von der christlich geprägten Peoples Democratic Party (PDP) in fast allen christlichen Bundesstaaten im Süden und sein Konkurrent Muhammadu Buhari von der Hausa- und Fulbe-dominierten All Nigeria People's Party (ANPP) in allen moslemischen im Norden.

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