Älteste Jagd-Malerei der Menschheitsgeschichte

Seite 2: Schamanen der Altsteinzeit

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Eine Erzählung in Bildern offenbarte sich in der indonesischen Höhle. Doch was genau berichtet sie uns?

Die Forschergruppe um Maxime Aubert ist nicht überzeugt, dass es sich um eine schlichte Jagd-Szene handelt, die Autoren spekulieren, es könne sich um eine bildliche Verbindung zu uralten "schamanistischen Glauben und Visionen" handeln, einer Repräsentation von "tierischen Geisthelfern".

Darstellungen von Mischwesen sind meist deutlich jünger, als älteste figürliche Darstellung gilt der aus Elfenbein geschnitzte Löwenmensch von der Schwäbischen Alp, der 35.000 - 40.000 Jahre alt ist. Der Löwenmensch gilt bei einer Fraktion der Prähistoriker als religiöses Relikt, als Zeichen der spirituellen Verbindung zu den Kräften und Geistern der Natur.

Ähnliches vermuten die Autoren der aktuellen Veröffentlichung nun auch von den Tier-Mensch-Mischwesen aus der Leang Bulu’ Sipong-Höhle. Auffallend ist ihre geringe Größe, die als Hinweis darauf gelesen werden kann, dass es sich nicht um reale menschliche Jäger, sondern um Geistwesen handelt, mythische hybride Figuren, die sich dem kleinen Büffel entgegenstellen, um ihn einzufangen.

Damit wären sie Symbole religiöser Vorstellungen der Menschen vor mehr als 40.000 Jahren. Der älteste Hinweis auf den Glauben an höhere Wesen. Adam Brumm erklärt:

Therianthrope kommen in der Folklore oder Erzählungen fast aller moderner Gesellschaften vor, und sie werden weltweit in vielen Religionen als Gottheiten, Geister oder Ahnen-Wesen verstanden. Frühe Indonesier schufen Kunst, die eine Form spirituellen Denkens über die spezielle Verbindung zwischen Menschen und Tieren ausdrücken könnte.

Adam Brumm
Maxime Aubert und Adam Brumm von der Griffith University n der Höhle Leang Bulu’ Sipong 4 vor der Wand mit der Höhlenkunst. Foto: Griffith University/Kinez Riza

Weitere Untersuchungen von Höhlen auf den indonesischen Inseln werden folgen. Den Forschern ist klar, dass es ein Wettlauf gegen die Zeit ist, denn aus unbekannten Gründen vollzieht sich aktuell ein fortschreitender sichtbarer Verfall der Malereien auf Sulawesi, die seit Zehntausenden von Jahren dem Vergehen getrotzt haben.

Die Felswände zersetzen sich, bröckeln mitsamt der Höhlenkunst herab, die Gründe sind unbekannt, aber die Folgen verheerend.

Adhi Agus Oktaviana stellt fest: "Es wäre eine Tragödie, wenn diese außergewöhnlichen alten Kunstwerke in unser Zeit verschwinden würden, aber es geschieht gerade. Wir müssen verstehen, warum diese global wichtige Felskunst sich auflöst - jetzt."

Video Griffith University: Earliest hunting scene in prehistoric art