AfD: Keiner kann mehr sagen, von alldem nichts gewusst zu haben
Seite 4: Eine völkische NS-Partei
Und offensichtlich kooperiert die AfD längst mit Rechtsextremisten und Neonazis, wie etwa Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich bei einer Sitzung der Bundes-CDU ausführte. Demnach erhalte die AfD organisatorische Unterstützung von der NPD. Hinzu kommt die Tendenz, dass organisierte Neonazis immer häufiger auch offen bei Veranstaltungen der AfD auftreten können, da sie von der Partei geduldet werden - als eine inoffizielle Schlägertruppe. Kein Wunder somit, dass AfD-Politiker wie der Finanzvorstand Hardi Schumny inzwischen unter Druck geraten, weil sie der NPD ihrerseits mit Spenden unter die Arme griffen. l Schumny erklärte seine Zuwendungen an die NPD mit "Frustrationen".
Ein weiter Nazi-Skandal entfaltet sich in dem AfD-Kreisverband Altmark-West, dessen Schatzmeister Sebastian Koch auf eine reichhaltige Erfahrung in der dortigen Naziszene zurückblicken kann. Laut Zeitungsrecherchen soll Koch "mehrere Jahre in der Neonazi-Szene aktiv" gewesen sein, er habe bis 2016 an "diversen Demonstrationen und Kundgebungen rechtsextremer Parteien und Organisationen teilgenommen". Koch sei weiterhin der "Neonazi-Szene zuzurechnen", erklärten Beobachter der Szene gegenüber der Zeitung "Volksstimme".
Für den AfD-Führer André Poggenburg ist dies selbstverständlich kein Grund, Konsequenzen zu ziehen: "Es ist in Ordnung, an Kundgebungen jeglicher Richtungen teilzunehmen und sich vor Ort zu informieren. Jeder soll sich selbst ein Bild machen." Das Bild einer zunehmend völkisch ausgerichteten, rechtsextremistischen Partei komplettieren noch die ungeklärten Skandale um das rechtsterroristische Netzwerk in und um die AfD, sowie die Vernichtungsphantasien führender AfD-Politiker aus Mecklenburg-Vorpommern (Vom Rechtspopulismus zum Rechtsterrorismus).
Dabei handelt es sich nicht um lauter "Einzelfälle", sondern um den Ausdruck einer extremistischen Tendenz. Die rechten Populisten in der AfD vom Schlage einer Frauke Petry sind längst in der Defensive, sie verlieren an Boden gegenüber den völkisch-nationalistischen Kräften, wie etwa die Zeit in einem Bericht aus Sachsen konstatierte. Längst seien die Anhänger des Nazis Björn Höcke selbst in dem Wahlkreis tonangebend, in dem Petry antritt. Die Verfilzung zwischen AfD, Pegida und offen extremistischen Kräften wie der "Identitären Bewegung" scheint vor Ort irreversibel vorangeschritten.
Inzwischen warnen Aussteiger wie die ehemalige AfD-Jugendfunktionärin Franziska Schreiber eindringlich vor der extremistischen Partei. Der völkische Flügel sei längst in der AfD "dominant", so Schreiber, laut der die bewusst provozierten Skandale des NS-Flügels als eine innerparteiliche Machtstrategie fungierten: Hierdurch sollen nicht-völkische Gruppierungen endgültig aus dem Parteiapparat verdrängt werden. Die völkische Transformation der AfD sei irreversibel, so Schreiber: "Die Partei ist verloren."
Angesichts dieser evidenten, ordinär faschistischen Tendenzen, brachte es zumindest der Tagesspiegel über sich, in einem Kommentar die AfD nicht mehr zu verharmlosen - und, wie ansonsten üblich, als "Populisten" oder "Rechtskonservative" zu bezeichnen. Der "völkische Reinheitsgedanke", durchziehe, ebenso wie der Geschichtsrevisionismus, wie ein roter Faden das Grundsatzprogramm der AfD:
Die Alternative für Deutschland ist eine rechtsextreme Partei, die versucht, völkisches Denken in Deutschland wieder hoffähig zu machen. Sie strebt ein ethnisch homogenes Deutschland an. Sie will die deutsche Geschichte revidieren. Sie ist gefährlich.
Tagesspiegel
Und eben dieser "völkische Reinheitsgedanke", der alles Artfremde, Schwache oder "Kranke" am halluzinierten "Volkskörper" ausmerzen will, bildet das zentrale Element nationalsozialistischer Ideologie. Die AfD knüpft somit immer deutlicher an NS-Ideologie an, sie wandelt sich zu einer extremistischen Nazipartei. Hierüber dürften, auch gerade am Wahlsonntag, keine Illusionen mehr herrschen. Jeder, der sein Kreuz bei der AfD macht, weiß ganz genau, was er damit anrichtet. Nicht dass es bei der nächsten Entnazifizierung wieder heißt, man habe von alldem nichts gewusst.
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