Afghanistan: Opiumproduktion in Rekordhöhe

Seite 2: Enorm gestiegene Opiumproduktion weist auf sich ausbreitende Korruption hin

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Nach dem von der afghanischen Regierung und UNODC erstellten "Afghanistan Opium Survey" findet in dem Land ein enormes Wachstum der Opiumproduktion statt. Sie wuchs im Vergleich zu 2015 in diesem Jahr um 43 Prozent auf 4.800 Tonnen. Auch die zur Opiumproduktion genutzte Fläche stieg um 10 Prozent auf mehr als 200.000 Hektar an. Für die enorm angestiegene Produktion wird vor allem der bessere Ernteertrag in Teilen des Landes ausgemacht. Durchschnittlich wird mit 23,8 kg Opium pro Hektar eine 30 Prozent erhöhte Ernte als letztes Jahr erzielt.

Aber natürlich spielt auch die Ausbreitung des Anbaus eine wichtige Rolle, die umgekehrt auch zeigt, dass die Regierung kaum mehr einschreitet. In einigen Provinzen wurden Opiumfelder gar nicht mehr zerstört, insgesamt sank die Bekämpfung des Opiumanbaus um 91 Prozent. Das lässt darauf schließen, dass die Korruption zunimmt und die Warlords, die eigene Milizen unterhalten, gegenüber der Regierung eine immer wichtigere Rolle spielen. Interessant ist immer wieder zu sehen, dass unter den Taliban die Opiumproduktion drastisch zurückgegangen ist. 2001 wurde nur noch auf geschätzten 8000 Hektar Opium angebaut, die Ernte war minimal. Ab 2002 ging die Anbaufläche erst einmal bis zu fast 200.000 Hektar nach oben. Die dann vermehrte Truppenpräsenz dürfte mitverantwortlich sein für einen Rückgang bis 2010, dann vergrößerte sich die Anbaufläche auf einen Rekordstand von 225.000 Hektar, um nach einem Rückgang 2015 wieder auf 200.000 Hektar anzusteigen.

Schmuggelrouten für das Opium führen über Iran/Türkei, Pakistan und zentralasiatische Länder. Bild: UNODC

Andrey Avetisyan von der UNODC sagte bei der Pressekonferenz, auf der der Bericht vorgestellt wurde: "Drogen stehen in direkter Verbindung mit Korruption, Terrorismus und wirtschaftlicher Entwicklung. Wenn man nicht das Drogenproblem bekämpft und die Wirtschaft fördert, wird es nicht möglich sein, andere Probleme zu lösen, mit denen Afghanistan zu tun hat."

Wer ist schuld?

Abgeordnete im afghanischen Parlament (Wolesi Jirga) werfen insbesondere den USA und Großbritannien vor, Milliarden an Gewinnen aus dem Drogenhandel zu ziehen. "Nato-Streitkräfte sind zusammen mit Großbritannien und den USA des Nachts mit dem Drogenhandel beschäftigt. Sie holen 110 Milliarden US-Dollar daraus, während sie uns nur 4 Milliarden an Hilfsgeldern geben. Warum tötet ihr die Menschen von Helmand?", so Abdul Wadud Paiman. Helmand ist die Provinz, in der am meisten Opium angebaut wird.

Andere Abgeordnete sagen, dass meist auch die afghanische Polizei am Drogenhandel beteiligt ist. Andere meinen, dass die wichtigsten Schmuggler Ausländer seien. Der Innenminister Taj Mohammad Jahid entschuldigte sich gegenüber dem Parlament, weil der stellvertretende Leiter der Behörde kürzlich gesagt hatte, dass sich einige Abgeordnete in seine Tätigkeiten einmischen würden. Auch der Gesundheits- und Antidrogenminister wurden wegen der sprunghaften angestiegenen Zahlen beim Opiumanbau vom Parlament einbestellt. Der Gesundheitsminister Ferozuddin Feroz machte fehlende Geldmittel dafür verantwortlich. Die Mafia würde über sehr viel mehr verfügen. Es gebe 3 Millionen Menschen, die im Drogengeschäft verwickelt sind, man habe aber nur 2500 Mitarbeiter, um gegen den Drogenanbau und -handel vorzugehen. Geltend gemacht wurden natürlich auch Sicherheitsprobleme.