Aibo - der Roboterhund

Noch ein intelligentes Spielzeug

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Wer sich jetzt schon einmal an die angekündigten Mind Children gewöhnen und alltägliche Verhaltensweisen entwickeln will, um mit ihnen umzugehen, der muß möglicherweise schnell zuschlagen, denn Sony wird vorerst nur ein paar Tausend Stück seines Roboterhundes AIBO anbieten, dafür kann man sich die einfachste Ausführung für 2,5000 Dollar über das Internet bestellen. Ab 1. Juni läßt sich die neue Sorte von Haustieren ordern.

Nach dem Erfolg der Tamagotchi sollen die Aibos jetzt ebenfalls den profitablen Markt der künstlichen Haustiere erobern und zugleich den Eintritt ins nächste Jahrhundert markieren: "Die letzten 10 Jahre des 20. Jahrhunderts wurden von PCs und dem Internet beherrscht", meint Sonys Vizepräsident Toshitada Doi. "Die nächsten 10 Jahre sind wir sicher, daß Roboter mit freier Bewegung den nächsten Trend darstellen."

Aibo bedeutet auf japanisch Partner und ist zugleich die Abkürzung für Artificial Intelligence Robot. Versprochen wird viel: "Ein Roboter, der fühlt, lernt und heranwächst." Noch in Entwicklung ist bei Sony selbst der angeblich intelligenteste Roboter namens Robokoneko, allerdings in Form einer möglichst lebensechten Katze mit Fell. Aibo hingegen ist tatsächlich ein Roboterhund, der jetzt den Konkurrenten Furby Paroli bieten soll und im Gegensatz zur japanischen Katze von Masushita, die zur Tele-Altenbetreuung eingesetzt werden soll, ganz auf die Unterhaltung von alt und jung ausgerichtet ist.

Als "wandelndes Wunder" ist Aibo mit 18 Gelenken ausgestattet und kann nicht nur auf vier Beinen gehen oder sich hinsetzen, sondern auch "Stimmungen" durch Sich-Strecken ausdrücken, geschickt aufstehen, wenn er trotz Bewegungssensoren, Kamera und Entfernungssensor einmal hinfällt, oder die Beine bewegen, wenn er auf dem Rücken liegt. Abgesehen von den vorprogrammierten Gefühlen der Freude, der Trauer, des Ärgers, der Überraschung, der Furcht und der Abscheu und dem Instinkten (Liebe, Suchen, Bewegen, Aufladen oder Hunger) reagiert Aibo sogar auf Berührungen. Durch einen Berührungssensor auf dem Kopf kann man ihn streicheln (das muß allerdings mindestens zwei Sekunden lang geschehen) oder mit einem Tatscher bestrafen. Das brauchen wir schließlich, um unser Selbstgefühl zu heben, und um den autonomen Roboter, sollte er zuviel Eigendynamik entwickeln, unter Kontrolle zu halten, wenn er denn wirklich des Lernens fähig sein sollte. Falls nämlich Aibo in schlechter Stimmung sein sollte, dann könnte er den Befehlen keine Aufmerksamkeit schenken. Gott sei Dank kann man ihn dann schnell abschalten oder auf Fernbedienung umschalten, um seine Bewegungen zu steuern. Anders eingestellt, führt er ein paar vorprogrammierte Tricks auf. Ein Pauseschalter kann ihn auch zur Ruhe bringen oder, wenn er in Schlaf verfallen ist, wieder aufwecken.

Aber im Tamagotchi-Modell bleibend - oder so wie es eben bei Tieren und Menschen ist -, sollen die Aibos auch heranwachsen, was natürlich die Aufmerksamkeit der Eigentümer verlangt, die wahrscheinlich bei solchen "autonomen" Robotern etwas schneller als bei Kindern menschlicher oder tierischer Art sehen können, ob ihre Erziehungsarbeit etwas fruchtet. Wenn alles nicht gelingt, braucht man nur das Zusatzmodul für 450 Dollar kaufen, um neue Bewegungsabläufe zu kreieren. Offenbar wurde ein eingebautes Sterben bei Sony diskutiert, aber das wäre für einen Käufer, der ja doch viel Geld ausgibt, doch ein wenig zu lebensecht, wenn er einen "Partner" mit Verfallsdatum erhält. Dann könnte er ja gleich einen wirklichen Hund mit all den schlechten biologischen Eigenschaften nehmen. Andererseits könnte die programmierte Endlichkeit gerade den Reiz erhöhen. Wo es wenig Zeit gibt, wird möglicherweise mehr Aufmerksamkeit investiert - und ist der Folgekauf eines Klons bei Gefallen gesichert.

Sony freilich verspricht, daß Aibo mit dem Ziel einer Mensch-Roboter-Koexistenz entwickelt wurde, die den Besitzer - oder gar den Aibo selbst? - überraschen wird. Möglicherweise kommt da also ein Vorfahre von HAL auf uns zu, der allerdings nur 8 MB Speicher besitzt, was seine Kreativität doch ein wenig einschränken dürfte. Bei einer Demonstration konnte er immerhin einen rosa Ball fangen, ansonsten ist Aibo noch ziemlich unempfänglich für die Kommunikation mit seinem Frauchen oder Herrchen. Er besitzt zwar zwei Mikrophone, aber versteht noch keine Sprache. Das soll erst in späteren Versionen kommen. Dafür kann er bellen, sprechen und - wie schön! - auf englisch und japanisch singen.

Ach ja, neun Teams wollen beim nächsten RoboCup die Plattform von Aibo einsetzen.