Alle zurück auf Los?

Die schwäbische Hausfrau und das "Downgrade" zum "Web 0.0"

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Was macht die schwäbische Hausfrau in der Krise? Angela hat es uns verraten: Sie spart! Und deshalb profitieren Aldi und Co von der Krise. Kein Wunder – schließlich müssen die Billigheimer jetzt auch noch die Mäuler von Millionen arbeitslosen Bankern und deren Abkömmlingen rund um den Globus stopfen. Es gibt aber auch noch eine weitere krisensichere Branche: die virtuelle Unterwelt.

So berichtet BBC News von einem Anwalt, der feststellte, dass er als Krimineller mehr Geld verdienen könnte, und eine Gaunerbande mit 300 Computerexperten, Juristen und Datensammlern gründete. Angesichts soviel konzentrierter krimineller Profession erstaunt es nicht, dass der Sicherheitsberater Trend Micro bereits eine ganz neue "Bedrohungsdimension" kommen sieht.

Doch zurück zur schwäbischen Hausfrau. Die könnte womöglich versucht sein, das Abonnement für ihre Firewall aus Kostengründen zu stornieren. Das ist schlimm. Schließlich würde der Rechner den Spamschleudern damit regelrecht auf dem Präsentierteller geboten. Das kann eben nicht nur ein abgeräumtes Bankkonto zur Folge haben, sondern die schwäbische Hausfrau könnte noch dazu auf diesem Weg Mitglied eines Botnetzes werden, mit dem etwa kritische Infrastrukturen angegriffen werden können. Die USA wollen jetzt "offensiv" gegen Cyberbedrohungen vorgehen. Am Ende wäre die schwäbische Hausfrau im Fadenkreuz der US-Militärs – ihre IP-Adresse sieht schließlich genauso aus, wie die eines Gangsters.

Auch in den Unternehmen scheinen die Tugenden schwäbischer Hausfrauen derzeit wohl gelitten. Einer Studie von Deloitte zufolge sparen etwa die Banken bei ihrer IT-Sicherheit - während die Loyalität der Mitarbeiter sinkt. Damit steige das Risiko von Datenverlusten. Und Deloitte sorgt sich um das Vertrauen der Bankkunden.

Auch der Staat kann der Sparwut nicht widerstehen: Das „Theseus Programm“ ist zwar mit 200 Millionen Euro Heise Online zufolge „das größte Forschungsprojekt“, das das Wirtschaftsministerium „jemals angeschoben hat“. Die Bundesregierung will das „heutige Web 2.0 … zum Internet der nächsten Generation“ entwickeln. In diesem „Web 3.0“ scheint die Sicherheit aber keine besondere Rolle zu spielen: So äußern sich der frühere Wirtschaftsminister Michael Glos, SAP-Chef Henning Kagermann und Fraunhofer-Präsident Hans Jörg Bullinger auf der Internetseite zu dem Projekt. Zum Thema Sicherheit sagen sie nichts. Und die Theseus-Pressestelle spult quasi auf Knopfdruck Begriffe wie „semantisches Netz“ und „Ontologie-basierte Anwendungsszenarien“ ab.

Dass die nächste Internet-Generation von Kriminellen bedroht sein könnte – davon hat die Pressestelle noch nichts gehört. Aber: „Sicherheitsaspekte werden in den Teilprojekten natürlich berücksichtigt“, so wird versichert. Von 282 Seiten, die Google auf der Domain theseus-programm.de findet, beschäftigen sich grade mal 4 (in Worten: vier!) mit der Sicherheit – etwa im Zusammenhang mit der "Sicherheit bei der Finanzierung des Eigenanteils (Bonität)".

Damit könnten sich die Sparfüchse auch jenseits des Ländle ihr eigenes Grab schaufeln - im Moment überschlagen sich die Auguren mit Horrormeldungen. Beispiele: Online Diebstahl kostet eine Billion Dollar fürchten die einen. Die anderen warnen vor einer neuen Generation von Botnetzen: Der "Sturm-Wurm" hat über ein Jahr sein Unwesen im Netz getrieben und konnte endlich im April 2008 "infiltriert und gestört" werden.

Dieser Sturm-Wurm hat jetzt offenbar im "Waledac" seinen Nachfolger gefunden. Aber Waledac ist nicht einfach nur der - noch - kleine Zwilling: Nach Meinung von Sicherheitsexperten waren die "schwachen Verschlüsselungsprotokolle" des Sturm-Wurms dessen "Achillesferse". Diese Schwachstelle wurde in Waledac "vollständig überarbeitet". Und Dritte malen die Mutter aller Teufel an die Wand - das Internet könne "unbrauchbar" werden.

Was aber machen schwäbische Hausfrauen und -männer, wenn sie unfreiwillig zum Web 0.0 "downgegraded" werden?