Also doch: Size matters!

Argentinische Ruderente verblüfft Wissenschaftler

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Kennen Sie das alte Sprichwort "Wenn es wie eine Ente watschelt, wird es wohl auch eine Ente sein" und den unsterblichen Satz "Eine Ente ist eine Ente ist eine Ente" ? Nun, dieser Bericht ist keine Ente.

Im Fluidum der sexuellen Selektion, der Auswahl von Männchen durch Weibchen, werden Eigenschaften von Männchen, welche die Weibchen als Signale oder Winke verstehen, im Laufe der Evolution immer prägnanter. Möglicherweise ist das Membrum virile der argentinischen Ruderente ein Beispiel für sogenannte runaway selection, was im Komplex der Paarungssemiotik eine aus dem Ruder laufende Zuchtwahl bezeichnet. Dass gerade die dezente Ente zu solch ausschweifender Übertreibung neigt, ist eine Überraschung, sogar für die Wissenschaft, die bei der Oxyura vittata bisher immerhin schon von einer Länge von 20 cm ausging, was der Länge des Penis eines drei Meter hohen Vogel Strauß und der Hälfte der enteneigenen Körpergröße entsprochen hätte. Doch nun wurde dank einer Gruppe von Forschern vom Department of Biology and Wildlife der University of Alaska und der heute erscheinenden Ausgabe von Nature die Messlatte noch höher gehängt. Lässige 32,5 cm zeigten sich den verblüfften Gelehrten, im erigierten Zustand bot der beachtungswürdige Erpel sogar 42,5 cm, nur 1,5 cm weniger als der berühmte "Long Dong" Silver aus Seattle, der sicherlich nicht gedacht hätte, dass er einmal mit einer Ente verglichen werden würde.

Zur Machart dieses "kleinen" Naturwunders notierten die Damen und Herren, dass es an der Basis mit Stacheln getüpfelt, an der Spitze jedoch weich (!) und bürstenähnlich beschaffen sei. Man geht davon aus, dass der Erpel vor der Ejakulation seinen Penis wie eine Bürste einsetzt, um die Eileiter der weiblichen Ente von den Samen seines Vorgängers zu befreien. Je größer und gründlicher die Bürste, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Erpel im Samenwettkampf den Sieg davonträgt und Vater wird. Geformt wie ein Korkenzieher und fast einen halben Meter lang, ist dieses Meisterstück eine Augenweide für jeden Darwinisten.

Lassen wir die Forscher selbst zu Wort kommen:

Nicht wenig Fragen bleiben unbeantwortet. Wie viel Penis führt der Erpel tatsächlich ein und erschwert eventuell die Anatomie der weiblichen Eileiter das Befruchten? Die argentinische Ruderente bietet eine Fülle an Möglichkeiten, die sexuelle Selektion und den Samenwettkampf bei Vögeln zu studieren.

Nature