Antarktis: Gletscher wachen auf
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Die Energie- und Klimawochenschau: Vom Wandel in der Antarktis, steigenden Börsenstrompreisen, fortgesetzten Polizeieinsätzen im Hambacher Forst und sonnigen Aussichten für Afrika
Die Ostantarktis stellt die mit Abstand größte Eismasse auf unserem Plan da. Ginge sie vollständig verloren, würde weltweit der mittlere Meeresspiegel um 70 Meter ansteigen. Das wäre aber selbst im schlimmsten Fall eine Sache, die sich über einige Jahrtausende hinzöge. Dennoch wäre es natürlich eine äußerst unschöne Hinterlassenschaft für unsere Nachkommen.
Allerdings gingen die meisten Wissenschaftler davon aus, dass vom östlichen Schild der Antarktis, ganz im Gegensatz zu seinem kleineren, westlichen Nachbarn (sechs Meter Meeresspiegelanstieg bei Verlust), nichts Böses zu erwarten ist.
Diese beruhigende Gewissheit scheint jedoch vergänglich, wie neue Ergebnisse aus den USA nahelegen. Die Plattform EarthSky schreibt über die Arbeit von Catherine Walker, die diese kürzlich auf der Jahrestagung der American Geophysical Union vorgestellt hat.
Demnach hat Walker mit Daten der NASA herausgefunden, dass bei einer ganzen Reihe von Gletschern in der Ostantarktis seit 2008 die Höhe abgenommen und sich die Fließgeschwindigkeit erhöht habe. Das Niveau des Eisverlustes sei zwar klein, wenn es mit den Vorgängen in der Westantarktis verglichen werde, heißt es in einer Stellungnahme der NASA. Aber die neue Erkenntnis weise auf einen beginnenden, großflächigen Wandel in diesem Teil der Antarktis.
Topografie entscheidend
In der Stellungnahme weist der Glaziologe, das heißt, Gletscherfachmann, Alex Gardner vom Jet Propulsion Laboratory der NASA daraufhin, dass Walkers Ergebnisse für einen zunehmenden Einfluss des sich erwärmenden Meerwassers sprechen.
Die Gletscher, an denen der zunehmende Eisschwund festgestellt wurde, werden von zwei der größten eisgefüllten Becken der Ostantarktis gespeist. Dort, so Walker, liege das Eis unterhalb des Meeresspiegels auf dem Felsbett auf.
Die Topographie des Eisuntergrundes ist aber noch weitgehend unbekannt. Insbesondere ist wichtig, ob die Gletscher zum Meer hin einen Hang hinunter gleiten oder aber einen solchen hinauf geschoben werden. Oder anders: Bildet das Felsbett ein zum Meer hin offenes Becken oder wird es von diesem durch ein kleines Gebirge getrennt.
Im letzteren Fall wäre das Eis relativ stabil. Im Ersteren könnte es aber von an der der Unterseite eindringendem warmen Wasser relativ schnell destabilisiert werden können, nun da der Rückzug der des Eises einmal in Gang gesetzt wurde.
Börsenstrom teurer
Derweil kannte der Preis an der Leipziger Strombörse 2018 fast nur eine Richtung: aufwärts. Nur im Dezember ging es wieder abwärts, wie der Fachinformationsdienst IWR berichtet. Spitzenlaststrom habe 5,67 Cent pro Kilowattstunde gekostet (12 Prozent weniger als im November) und Grundlaststrom 4,8 Cent pro Kilowattstunde. Im benachbarten Ausland (Österreich, Schweiz und Frankreich) seien beide Stromarten im Dezember deutlich teurer gewesen.
Im Jahresdurchschnitt sieht die Entwicklung jedoch ganz anders als im Dezember aus. Nach IWR-Angaben - hier beim Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme können die Daten eingesehen werden - hat der Grundlaststrom im sogenannten Day-Ahead-Handel durchschnittlich 30 Prozent auf 4,45 Cent pro Kilowattstunde zugelegt (2017: 3,42 Cent/kWh). Spitzenlaststrom verteuert sich im Day-Ahead-Handel 27 Prozent auf 4,82 Cent pro Kilowattstunde (2017: 3,81 Cent/kWh).
In Österreich, der Schweiz und Frankreich haben beide Stromarten sich ebenfalls zum Teil kräftig verteuert. Die Preise liegen vor allem in den beiden letztgenannten Ländern weiter über den hiesigen, was der Grund für den weiter starken deutschen Stromexport ist. 2018 ist dieser erstmals seit 2011 leicht zurückgegangen, liegt aber noch immer mit netto 45,6 Milliarden Kilowattstunden, 8,5 Prozent der Nettostromerzeugung im öffentlichen Netz, noch immer sehr hoch.
Zertifikate endlich teurer
Auch am Terminmarkt, an dem langfristige Lieferungen gehandelt werden, hat der Preis angezogen. Für Lieferungen für 2018 musste im vergangenen Jahr 4,41 Cent pro Kilowattstunde gezahlt werden. 2017 wurde hingegen für die 2018 verbrauchten Kontingente 3,24 Cent pro Kilowattstunde gezahlt.
Hält die Entwicklung weiter an, so müssten sich die ein Mal jährlich festgesetzte sogenannte EEG-Umlage sinken. Der nach den Maßgaben des Erneuerbare-Energie-Gesetzes (EEG) den Anlagenbesitzern vergütete Grünstrom wird nämlich an der Leipziger Börse zum jeweiligen Handelspreis veräußert. Die Umlage deckt die Differenz zwischen Vergütung und den an der Börse erzielten Einnahmen ab. Steigt dort der Preis, so fällt die Differenz geringer aus.
Ursache für das Anziehen des Preises an der deutschen Strombörse wie auch an der der Nachbarländer dürften die gestiegenen Preise für die Zertifikate für CO2-Emissionen sein. Für den Ausstoß einer Tonne CO2 bezahlte ein Kraftwerksbetreiber 2017, nach Angaben der Strombörse noch ca. fünf Euro.
In den Jahren davor war er zeitweise sogar noch niedriger, doch aktuell liegt der Preis Anfang 2019 schon bei 22 Euro pro Tonne. Dadurch verteuert sich insbesondere der Strom aus Braunkohle- sowie aus Steinkohlekraftwerken und das Emissionshandelssystem ist fast in dem Bereich, in dem es seine Unterstützung schon lange sehen wollten: Bei einem Preis von 30 Euro pro Tonne um Kohlekraftwerke unrentabel zu machen.
RWE pokert hoch
Vielleicht ist hier, in der Angst, das Geschäft mit der Braunkohle könnte schon bald keinen Gewinn mehr abwerfen, auch der tiefere Grund für die brachialer Gewalt zu suchen, mit der RWE im Hambacher Forst den Konflikt immer wieder zu spitzt und darauf besteht, weiter abzuholzen und Tagebau auszuweiten.
Gebraucht wird er zwar nicht mehr, und vermutlich auch nicht mehr gewinnbringend zu betreiben, wie die CO2-Preise zeigen. Aber offenbar will der Essener Konzern kurz vor der Entscheidung in der Kohle-Kommission den Preis in die Höhe treiben und möglichst viel Entschädigung für den Verzicht herausschinden.
Auf der Strecke bleibt indes der Rechtsstaat und die politische Kultur. Die Besetzer des Forstes schreiben in ihrem Blog über massive Polizeigewalt bei Durchsuchungen kurz vor Silvester.
Michael Zabel, der im Hambacher Wald seit Jahren Naturführungen anbietet, fragt in einem Blog, ob "der ganze Wahnsinn jetzt schon wieder von vorne losgehen" soll. Er sieht Anzeichen dass ein erneuter großer Polizeieinsatz vorbereitet wird.
Das Räumen von Barrikaden und Entfernen "waldfremder Gegenstände" sei nur ein Vorwand um Wege auszubauen und weiter zu roden. Die meist vorgeschobene "Verkehrssicherungspflicht" gebe es gar nicht. Dennoch werde massiv Polizei mit den RWE-Arbeitern in den Wald geschickt.
Warum wird die Polizei wieder in einen Einsatz geschickt, der nicht ein einziges Problem lösen wird? Baumhäuser können geräumt werden, kein Problem, (...) Aber die Menschen werden bleiben oder wiederkommen, die Anti-Braunkohle-Bewegung wird weiter wachsen. Immer mehr Menschen nehmen das Handeln selber in die Hand.
Michael Zabel, im Hambacher Forst mit Naturführungen unterwegs
Immer mehr Menschen würden aktiv werden, auch in den Dörfern um die Tagebaue. An Schulen und Universitäten sei schon gegen das Vorgehen RWEs gestreikt worden, in Karlsruhe eine Verfassungsklage anhängig. Zabel fordert die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen auf endlich einzuhalten und für Frieden in der Region zu sorgen.