Anthrax goes Helvetia

Zwei Briefe mit verdächtigem Inhalt in Basel aufgetaucht

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Ein Mitarbeiter des Basler Pharmakonzerns Novartis und eine Privatperson haben in den letzten Tagen Briefe mit unbekanntem pulverförmigem Inhalt erhalten. Die Behörden halten einen Zusammenhang mit den Milzbrandfällen in den USA für wenig wahrscheinlich; trotzdem sind die zuständigen Stellen aktiv geworden.

Noch ist nicht geklärt, um welche Substanzen es sich bei den beiden Briefinhalten handelt. Das für die Untersuchungen zuständige Labor will am kommenden Freitag seine Ergebnisse vorlegen. Der Novartis-Mitarbeiter hatte am 9. Oktober einen Brief mit einem unbekannten Pulver erhalten, den er aber unmittelbar entsorgte, ohne sich weitere Gedanken zu machen. Erst nach der Häufung der Milzbrandfälle in den USA habe der Mann am Wochenende seine Vorgesetzten über die ungewöhnliche Postsendung informiert, schreibt Tagesanzeiger.

Der zweite Fall hat einen direkten Link zu den USA: Eine Frau aus Basel hat einen absenderlosen antisemitischen Schmähbrief mit Aufgabeort im US-Bundesstaat Texas erhalten; darin fand sich ebenfalls ein unbekanntes Pulver. Der Novartis-Mitarbeiter wurde inzwischen ärztlich untersucht und mit Antibiotika behandelt. Gesundheitsschädigende Anzeichen wurden bei ihm allerdings keine festgestellt. Auch im zweiten Fall, der am Montag bekannt wurde, ist eine medizinische Untersuchung der betroffenen Frau angeordnet worden. Innerhalb eines Tages könne mit einem provisorischen Ergebnis gerechnet werden, heißt es beim Basler Kantonsspital.

Obwohl noch keinerlei Hinweise auf Milzbranderreger festgestellt werden konnten, sind die zuständigen Bundesbehörden aktiv geworden. Die genauen Zuständigkeiten sind allerdings noch nicht geklärt. Nach einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung NZZ "weiß keiner so genau, wer im Zweifelsfall suspektes Material genau untersucht." Selbst zuverlässige Untersuchungsmethoden gibt es offenbar keine. Das für den Novartis Fall zuständige kantonale Laboratorium in Basel, verfügt zum Beispiel über keine standardisierte Methode zur Untersuchung der sicher gestellten Substanzen, so dass keine zuverlässigen Aussagen über die Zusammensetzung des verdächtigen Pulvers möglich sind. Laut NZZ existiert außerdem in der Schweiz kein Referenzlabor für die Untersuchung von biologischen Kampfstoffen.

Problemlos feststellbar sei hingegen eine mögliche Infektion eines Menschen mit dem Anthrax Bakterium. Allerdings kennen die wenigsten Ärzte die Symptome einer Milzbranderkrankung, da das Bakterium hierzulande im natürlichen Umfeld nicht vorkommt und die Mediziner nicht mit dem entsprechenden Krankheitsbild konfrontiert sind. Deshalb will nun das Bundesamt für Gesundheit in den nächsten Tagen sämtliches verfügbares Informationsmaterial öffentlich zugänglich machen. Für die medizinische Behandlung von Milzbrand ist in der Schweiz vorgesorgt. Die gelagerten Antibiotikabestände reichen für die Versorgung der gesamten Bevölkerung während zwei Monaten, Substanzen zur Herstellung von Antibiotika gibt es für weitere vier Monate.

Für den Fall von weiteren Postsendungen mit unbekanntem Inhalten, sind in erster Linie die kantonalen Polizeien zuständig. Die Koordination auf Bundesebene liegt bei der Nationalen Alarmzentrale, die dann weitere Bundesstellen informiert oder alarmiert, vorab das nationale AC-Labor.